Elizabeth T. Spira.

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Wie die Zeit vergeht: Ihre "Liebesg’schichten und Heiratssachen" bezeichnete Elizabeth T. Spira vor mehr als einem Jahrzehnt als "Sündenfall". Heute, nachdem das voyeuristische Medium Fernsehen von allerlei asozialen Medien überholt wurde, blickt man mit mehr Milde auf die einst so offen angefeindete Reporterin.

Der Vater war nie zufrieden, und ihr war es nie genug, erzählte Spira in dem Film von Robert Neumüller, Montag auf ORF 2. Ihre erste Geschichte als Journalistin recherchierte sie über Unruhen in den Metallbetrieben und in Kärnten nach dem Ortstafelsturm. Spira hielt im Magazin "Teleobjektiv" das Mikro hin, ließ Volkes Stimme toben: "Ein Riesenskandal."

Am "schönen Lack" kratzte sie mit Reportagen, in denen die Rechtschaffenen ihren Alltagsrassismus und Antisemitismus in aller Deutlichkeit hinauskotzten. Historisch verdienstvoll und für Spira beglückend: "Wir hatten ständig Aufregungen. Eine wunderbare Zeit!"

Nicht so sehr mit Ruhm bekleckerte sich Spira mit den "Alltagsgeschichten", als sie um der besten Pointe willen so manchem Donauinsulaner, Großfeldsiedlungsbewohner, Würstelstandbesucher mit Suggestivfragen die Würde nahm. Das war bei weitem nicht "nur berichten". Im ORF wurde sie damit Quotenqueen, fand nie etwas dabei und fühlte sich unverstanden.

Sie sei nicht "Erzieherin der Nation", sagt Spira zu ihrem politischen Selbstverständnis. Ihr gehe es darum, "etwas zu verstehen – oder etwas herauszulocken, um zu wissen, was da los ist". Die österreichische Seele hat sie abgebildet und sie sich wohl auch ein wenig gerichtet. Weil – wieder Spira: "In jeder Tragödie steckt bekanntlich eine Komödie." (Doris Priesching, 5.7.2016)