Wien – Der mutmaßliche Komplize des Supermarkträubers, der sich am Samstag in Wien-Penzing mit der Polizei eine Schießerei geliefert hatte und dabei getötet worden war, war bei seiner Festnahme selber bis an die Zähne bewaffnet: Als Beamte des Einsatzkommandos Cobra am Sonntag die Innenstadtwohnung stürmten, lag der 63-Jährige mit einer Pistole (Kaliber 9 mm) in der Hand im Bett und zielte auf die Polizisten, wie die Exekutive am Dienstag bekanntgab. Auch nach mehrmaliger Aufforderung, die Waffe zur Seite zu legen, sei der 63-Jährige dieser nicht nachgekommen. Die Cobra-Beamte nahmen ihm die Pistole schlussendlich ab.

Auf dem Küchentisch lagen vier weitere Schusswaffen, darunter eine antike Steinschlossmuskete, zwei Gaspistolen, eine Leuchtpistole sowie sechs Messer und diverse Munition. Zudem wurden vier Granaten mit Zünder und Schwarzpulver in der Wohnung entdeckt.

Der 63-Jährige, der inzwischen bereits bereits zwei Mal einvernommen worden ist, ist kein unbeschriebenes Blatt, aber als Gewalttäter noch nicht in Erscheinung getreten. Er behauptete, das teilweise antike Kriegsmaterial "zu sammeln". Die Mietwohnung des Mannes, der dem Supermarkträuber, einem 49-jährigen Bosnier, Unterschlupf gewährt hatte, liegt in einer noblen Gegend nahe des Rudolfsparks in der Wiener City. Einer Beschäftigung sei der Verdächtige nicht nachgegangen.

Fuhr mit Räuber zum Billa

Der 63-Jährige leugnete bisher, von dem kriminellen Vorhaben des 49-Jährigen gewusst zu haben. Mit einem Carsharing-Auto habe er den jüngeren Freund allerdings Samstagabend zu jenem Billa in der Hütteldorfer Straße chauffiert, den der Bosnier dann überfiel. In einem nahe gelegenen Lokal habe er auf seinen Freund gewartet.

Woher sich das Duo kannte, sei noch Gegenstand von Ermittlungen, berichtete Polizeisprecher Paul Eidenberger. Der 63-Jährige habe angegeben, den jüngeren Bekannten des Öfteren zu Freunden oder zum Einkaufen chauffiert zu haben.

Noch im Laufe des Dienstags sollte der Festgenommene dem Haftrichter vorgeführt werden, die Staatsanwaltschaft hat die U-Haft beantragt.

Angeblicher Richter

Medien berichteten, dass es sich bei dem Komplizen des Supermarkträubers um einen Juristen handeln solle. Die "Kronen Zeitung" berichtete gar, dass es ein ehemaliger Richter sein soll. Dies dementierte eine Sprecherin des Wiener Straflandesgerichtes, durch eine Namensgleichheit sei es zu dieser Verwechselung gekommen.

Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen 63-jährigen österreichischen Staatsbürger ohne Beschäftigung, wie Sprecher Paul Eidenberger sagte.

Obduktion des erschossenen Haupttäters

In der Zwischenzeit ist der von der Polizei erschossene 49-jährige Räuber obduziert worden. Ein vorläufiges Ergebnis zeigt, dass er durch mehrere Schüsse in Kopf und Körper ums Leben gekommen ist. Nähere Details – wie viele Schüsse er abgegeben bzw. welche Projektile ihn getroffen haben – soll ein Schusswaffengutachten klären, das von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben worden ist.

Der Zustand des lebensgefährlich verletzten Polizisten, der am Montag nach Kärnten überstellt wurde, war am Dienstag unverändert kritisch. (APA, 5.7.2016)