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Staatschef Tayyip Erdogan schlägt nun härtere Töne gegen den IS an.

Foto: Reuters

Ankara/Athen – Der türkische Staatschef Tayyip Erdogan hat ein weiteres Mal die Terrormiliz IS scharf attackiert und damit die nun doch deutliche Wende der Türkei in ihrem Verhältnis zu den Islamisten bekräftigt. Daeş, wie der IS in der Türkei seiner arabischen Abkürzung gemäß genannt wird, sei die "größte bösartige Organisation", erklärte Erdogan in einer Rede zum Fastenbrechen am vergangenen Sonntagabend. "Diese Organisation hat mit dem Islam und der muslimischen Gemeinschaft nicht das Geringste zu tun", hämmerte der türkische Präsident seinen Zuhörern in einer Kongresshalle in Istanbul ein. Ganz im Gegenteil, ihr einziges Ziel sei es, dem Islam und dessen Gläubigen Schaden zuzufügen.

Vor zwei Jahren noch klang das anders. Da hatte der damalige Außenminister und Erdogans späterer Regierungschef Ahmet Davutoglu den IS verharmlosend als das Ergebnis von "Wut, Entfremdung und Beleidigungen" erklärt, die sunnitische Muslime im Westen oder auch im schiitisch dominierten Zentralirak erlitten hätten. Erdogans seit bald 14 Jahren regierende konservativ-muslimische Partei für Justiz und Gerechtigkeit (AKP) ist sunnitisch geprägt, der Mehrheit der Muslime in der Türkei folgend.

Mit dem siebten der Terroranschläge in der Türkei seit dem Sommer 2015, die dem IS angelastet werden, ändert sich aber offenbar der Kurs der türkischen Führung. Der Angriff auf den Istanbuler Flughafen Atatürk vom Dienstag vergangener Woche mit 45 Toten brachte die Wende. Der IS, so begreift Ankara, versucht, die neuralgischen Punkte der türkischen Wirtschaft zu treffen.

Außenminister Mevlüt Çavusoglu dementierte am Montag, er hätte gesagt, auch russische Kampfjets würden für Operationen gegen den IS in Syrien eingeladen und auf der von der Nato genutzten Luftwaffenbasis Inçirlik stationiert werden. Die Türkei könnte "mit jedem im Kampf gegen Daeş" zusammenarbeiten, korrigierte der Außenminister. Das Dementi dürfte nur weitere Spekulationen auslösen. Für denkbar wird nun auch eine Änderung der türkischen Haltung gegen Syriens Machthaber Bashar al-Assad gehalten. Er mag nun verglichen mit dem IS als der kleinere Gegner Ankaras erscheinen. (Markus Bernath, 4.7.2016)