Cyndi Lauper präsentierte beim Jazzfest Wien ihr neues Album.

Foto: Jazzfest Wien

Wien – Wer das getrübte Glück genoss, seine Teenagerzeit in den 1980er-Jahren durchleben zu müssen (okay, es gab immerhin Captain Future), der konnte sie nur schwer übersehen oder überhören. Mit einer Stimme, so schrill und grell wie ihre Outfits, mit Schallfrequenzen, mithilfe derer sich fünfjährige Mädchen subito ein Eis erquengeln, quäkte sie sich in Gehörgänge und Gedächtnisse der Menschheit und verkaufte von ihrem Debütalbum She's So Unusual so nebenbei 15 Millionen Exemplare: Cyndi Lauper.

Die großartige Göre aus Queens wurde in den folgenden Dekaden auf entspannte Weise etwas weniger erfolgreich und schuf unter anderem ein Musical, ein Blues-, ein Countryalbum und einen Sohn. Einige Songs aus Memphis Blues sang Lauper 2011 beim Jazz Fest Wien, nun war die 63-Jährige am Sonntagabend wieder in der Staatsoper zu Gast, um zu beweisen, wie schön Country bei einem Jazzfest im Opernhaus klingen kann.

Auf dem Kopf trug Lauper einen verfilzten rosa Wischmopp und unter diesem ihr Gesicht von 1983 – in einer nur mehr begrenzt beweglichen Variante. Die gemeinsamen Tourneen mit Kollegin Cher scheinen nicht nur künstlerisch inspirierend gewesen zu sein. Der Mix aus einigen Nummern ihres neuen Albums Detour – unter anderem Funnel of Love, Heartaches By The Number, I Want to Be a Cowboys Sweetheart, The End of the World –und ihren Klassikern stimmte haargenau.

Springinkerl

Bei She Bop gab es ein Blockflötensolo der Chefin herself, mit When You Were Mine erinnerte sie an den verstorbenen Komponisten dieser Nummer, Prince. Vollgas gab Lauper – sie ist immer noch ein ziemliches Springinkerl – bei Money Changes Everything. Wäre die Stimmung nicht schon von Anfang an am Kochen gewesen, man hätte hier von einem Siedepunkt sprechen können: Das Publikum (gut erhaltenes Mittelalter von diesseits und jenseits des Regenbogens) wollte es wissen. Die Qualität der Band war großartig und Laupers Stimme ein Hit. Wie ihr Gesicht ist auch ihre Gurgel null gealtert: Gott, was hat die stimmlich alles drauf. Country, Blues, Pop: her damit.

Zusammen mit Meena Cryle als Gastchoristin und dem nur eingeschränkt sangesfreudigen Publikum gab Lauper als vorletzte Zugabe eine – sympathisch missglückte – XXXL-Version von Girls Just Wanna Have Fun.

Cryle hatte im Vor-Act zusammen mit der Chris Fillmore Band auf beeindruckende Weise Blues- und Soulwelten erkundet. Angetan mit einem Kleid aus roter Spitze und silbernen Glitzerschuhen, litt und frohlockte die Oberösterreicherin auf kraftvolle, stolze Art und mit einem einzigartigen Timbre, das manche an Etta James, manche an Melissa Etheridge erinnert.

Ganz zum Schluss begleitete sich die US-Amerikanerin dann bei True Colours selbst und appellierte davor an ihr Publikum, dass in diesen Zeiten nicht Hass, sondern Mitgefühl und Verstand den Umgang miteinander bestimmen sollten. So ist es. Cyndi forever. (Stefan Ender, 4. 7. 2016)