Endrundenteilnehmer! Österreich war angekommen. Der ÖFB veranstaltete gemeinsam mit dem Schweizer Fußballverband, die Qualifikation ging damit quasi zwangsweise einher. Ein Team musste also her, und ein ordentliches, da half alles nichts.
Die herkulische Aufgabe ein solches der Nation zu formen wurde Josef Hickersberger anvertraut, einem gelassenen Routinier, dessen stille Wasser dem Beobachter manchmal gar Desinteresse vortäuschen mochten. Doch dies war auch ein Mann der feinen Ironie. "Wir haben nur unsere Stärken trainiert, deswegen war das Training heute nach 15 Minuten abgeschlossen", rapportierte er einmal eine Übungseinheit.
Die Euro war mitnichten Hickersbergers erste Endrunde. Bei der WM 1978 noch als Aktiver mit von der Partie, hatte er 1990 bereits den Chef gegeben. Österreich war, angesichts eines seiner selten gewordenen ballesterischen Höhenflüge, auch damals überschwänglich gestimmt gewesen. Zwei knappe Niederlagen gegen Italien und die ČSFR, sowie ein Sieg über die USA waren folglich als blamables Scheitern wahrgenommen worden.
18 Jahre später schien ein Nachhall all dessen den Trainer und seine Elf der Richtigen zu ereilen. Vielleicht war es eben nicht nur der zur Verfügung stehende Spielerpool, sondern auch die italienische Erfahrung, die den Teamchef eine Philosophie der Kompaktheit ertüfteln ließ. Deren stilistischer Fallout war von Attraktivität zwar kaum angekratzt, selten zuvor jedoch war eine österreichische Mannschaft je so gut organisiert gewesen. 0:1 gegen Kroatien; 1:1 gegen Polen und das historisch erste österreichische EM-Goal durch Ivica Vastić; Sogar Deutschland brauchte Ballacks Gewaltschuss, um Österreich zu knacken. Das war durchaus respektabel. Und doch zu wenig.
2008 gilt auch als Geburtsstunde der "Roten Furie". Endlich waren die von Johan Cruyff, Gott hab ihn selig, in Barcelona etablierten Prinzipien bis zu Spaniens Nationalmannschaft, nun ja, hinaufgesickert. Mit einem also nur oberflächlich betrachtet revolutionären Tiki-Taka kombinierte sich die Selección, angeleitet von Luis Aragonés, dem bärbeißigen Weisen von Hortaleza, zum Titel (1:0 im Endspiel gegen Deutschland).
Richtig eng wurde es nur im Viertelfinale, als Italien die Spanier bis ins Elferschießen zu frustrieren wusste. Damals waren die Azzurri noch deren Gottseibeiuns gewesen, Siege über die Squadra so häufig wie schwarze Schwäne. Doch diesmal war das Glück Iberer, und vor dem Stadion im Wiener Prater tauchten blaue Leiberl zu Okkasionspreisen auf. Eines davon ruht seither in der Garderobe des Chronisten. (Michael Robausch, 6.7. 2016)