Soldaten auf Patrouille in Dhaka.

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Dhaka – Das Blutbad in einem Cafe in der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka mit insgesamt 28 Toten geht nach Angaben der Regierung auf das Konto einer einheimischen Islamistengruppe. Die Angreifer seien Mitglieder der verbotenen Gruppe Jamayetul Mujahideen Bangladesh (JMB), sagte Innenminister Asaduzzaman Khan am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP.

Laut Regierungschefin Sheikh Hasina wollen die Angreifer Bangladesch in einen "gescheiterten Staat" verwandeln. Sie ordnete eine zweitägige Staatstrauer an.

Zuletzt mehrere Angriffe

Die Gruppe Jamayetul Mujahideen Bangladesh wird von der Regierung in Dhaka immer wieder für Anschläge verantwortlich gemacht. In den vergangenen Wochen hatte es eine Reihe blutiger Angriffe auf säkulare Aktivisten, Blogger und Journalisten sowie Angehörige religiöser Minderheiten gegeben. Zu den meisten Angriffen bekannten sich der IS und der südasiatische Ableger des Al-Kaida-Netzwerks. Die Regierung bestreitet jedoch, dass ausländische Islamistengruppen in dem südasiatischen Land aktiv sind. Bei Razzien der Polizei wurden in Bangladesch im vergangenen Monat 11.000 Menschen festgenommen.

"Sie haben keine Verbindungen zum Islamischen Staat", sagte Innenminister Khan über die Angreifer, die das Cafe "Holey Artisan Bakery" am Freitagabend gestürmt hatten. Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) hatte sich zu dem Angriff bekannt, bei dem 20 Ausländer und zwei Polizisten getötet wurden. Bewaffnete hatten das Cafe am Freitagabend überfallen und dutzende Menschen stundenlang festgehalten. Spezialkommandos beendeten die Geiselnahme Samstagfrüh gewaltsam und töteten dabei sechs Angreifer.

Die dem IS nahestehende Nachrichtenagentur Amaq meldete in der Nacht auf Samstag, ein IS-Kommando habe das Cafe angegriffen. Es seien "mehr als 20 Menschen unterschiedlicher Nationalität getötet worden". Amaq veröffentlichte mehrere Fotos, auf denen in Blutlachen liegende Menschen zu sehen waren.

"Es ist eine Mode geworden"

Die Polizei in Dhaka veröffentlichte die Namen und Fotos der sechs erschossenen Angreifer. Ein siebenter Mann wurde festgenommen und verhört. Laut Innenminister Khan waren alle Angreifer gut ausgebildete junge Männer, die an der Universität studierten und überwiegend aus wohlhabenden Familien stammten. Keiner von ihnen sei auf eine islamische Hochschule gegangen. Auf die Frage, warum die Männer sich radikalisiert hätten, sagte Khan: "Es ist eine Mode geworden."

Die meisten der Getöteten seien "brutal mit Stichwaffen" getötet worden, sagte ein Armeesprecher. Italiens Außenminister Paolo Gentiloni sprach von neun getöteten Italienern. Die Regierung in Tokio bestätigte, dass sieben Japaner unter den Toten seien, fünf Männer und zwei Frauen. Auch ein US-Bürger wurde getötet.

Die 68-jährige Regierungschefin Bangladeschs, Hasina, sprach von einer "abscheulichen Tat". Ihre Regierung sei "entschlossen, den Terrorismus und die Militanz in Bangladesch auszurotten", sagte sie. Der Islam sei "eine Religion des Friedens". Das "Töten im Namen der Religion" müsse gestoppt werden.

"Ich fühle mich schuldig"

Bei den italienischen Opfern handelt es sich mehrheitlich um Textilunternehmer, die sich in dem Cafe im Diplomatenviertel Gulshan getroffen hatten, weil es sicher galt. Der 56-jährige Unternehmer Gianni Boschetti, der sich mit seiner Frau Claudia Maria D'Antona im Cafe aufhielt, konnte sich nur durch Zufall retten. Er hatte einen Telefonanruf erhalten und war in den Garten des Cafes gegangen, um dort ungestört zu sprechen, als das Lokal überfallen wurde. Seine Frau wurde ermordet. "Ich fühle mich schuldig, weil ich dieses Blutbad überlebt habe. Zwei ausländische Frauen waren mit mir im Garten, die ich nicht kannte. Die Terroristen haben sie genommen und ins Lokal gezerrt, mich haben sie nicht bemerkt. Ich habe mich im dunklen Garten versteckt und dort stundenlang gewartet. Ich war geschockt", berichtet Boschetti.

Der italienische Präsident Sergio Mattarella betonte, dass sich die ermordeten Italiener in Bangladesch aufhielten, um zum Wirtschaftswachstum des Landes beizutragen. Regierungschef Matteo Renzi sprach von der Pflicht seines Landes, seine Werte gegen die Terroristen zu verteidigen. Er entsandte ein Flugzeug nach Dhaka, das die Leichen der italienischen Opfer nach Italien nach Hause bringen soll. Die italienische Fußballmannschaft trat wegen des Terrorakts beim Viertelfinalspiel der Europameisterschaft gegen Deutschland am Samstagabend mit schwarzen Armbinden an. Der Kapitol, Roms Rathaus, wurde am Samstagabend mit den Farben der italienischen Fahne als Zeichen der Trauer beleuchtet. Papst Franziskus verurteilte den barbarischen Akt als gegen Gott und die Menschheit gerichtet. (APA, 3.7.2016)