Wien – Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) hat eine peinsame gerichtliche Angelegenheit bereinigt. Es geht um das Insolvenzverfahren für den Nachlass eines Wiener Rechtsanwalts, der Mandantengelder veruntreut haben soll und sich 2014 das Leben nahm. Masseverwalter Christof Stapf warf den Gläubigerschützern sinngemäß vor, ihrem Vertrauensanwalt jahrelang untätig zugeschaut zu haben, wie dieser mit Klientengeldern jonglierte und immer wieder auftauchende Löcher damit stopfte.

Der KSV kam über Umweg auf die Beklagtenbank am Handelsgericht: Der Masseverwalter hat ursprünglich den Versicherungskonzern Allianz auf 2,6 Mio. Euro geklagt (Anfechtung). Der Masseverwalter ging davon aus, dass die Allianz dieses Geld zulasten der übrigen Gläubiger ausbezahlt bekommen hat. Der Versicherer hätte wissen müssen, dass der Anwalt (der für KSV-Kunden Allianz Gelder aus Autoversicherungscausen zurückgeholt hatte) längst pleite war.

Verlgeich statt Aussage

Die Allianz hatte in der Folge dem KSV den Streit verkündet. Vorigen Donnerstag hätte ein Ex-Chef des KSV als Zeuge aussagen sollen – der Masseverwalter hatte eine Frageliste von 50 Seiten vorbereitet. Zur Beantwortung kam es nicht, die Verhandlung wurde abgesagt.

Denn: Der KSV hat sich mit dem Masseverwalter verglichen. Details werden nicht bekanntgegeben; zu vermuten ist, dass der KSV die Sache mit rund 60 Prozent vom Tisch gewischt hat. Denn andere, geringere Zahlungen, die der Anwalt an KSV-Kunden überwiesen hat, haben die Kreditschützer bereits an die Masse überwiesen. (gra, 2.7.2016)