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Gedenkfeier für das Istanbul-Attentat am Brandenburger Tor in Berlin.

Foto: AP/Schreiber

Istanbul – Einer der drei Selbstmordattentäter vom Istanbuler Atatürk-Flughafen ist nach Angaben aus Regierungskreisen doch in die Abflughalle des Internationalen Terminals gelangt. Der erste Attentäter habe sich an der Sicherheitskontrolle im Eingangsbereich in die Luft gesprengt.

Er habe damit Chaos ausgelöst, sodass der zweite Attentäter ins Gebäude gelangen und seinen Sprengsatz in der Abflughalle im ersten Stock zünden konnte, hieß es am Mittwochabend aus Regierungskreisen. Ein dritter Attentäter sprengte sich demnach anschließend draußen vor dem Gebäude in die Luft. Mutmaßlich habe er damit fliehende Menschen treffen wollen.

Zunächst hatte es aus Regierungskreisen geheißen, keiner der drei Angreifer habe die Sicherheitsschleusen zum internationalen Terminal passiert. Augenzeugenberichte und Videos in sozialen Medien hatten jedoch früh darauf hingedeutet, dass mindestens ein Angreifer in den Innenbereich gelangte.

36 Stunden nach dem Terroranschlag auf den Flughafen Atatürk in Istanbul sind außerdem erste Details über die Attentäter bekannt geworden.

42 Tote

Bei dem verheerenden Terrorangriff auf den Atatürk-Flughafen hatten die drei Selbstmordattentäter am Dienstag Dutzende Menschen mit in den Tod gerissen und 239 verletzt. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete am Mittwochabend unter Verweis auf Quellen im Gesundheitswesen, eine lebensgefährlich verletzte Frau sei inzwischen ebenfalls gestorben und die Zahl der Todesopfer damit auf 42 gestiegen.

Dennoch sah die türkische Regierung keine Versäumnisse bei der Sicherheit. "Weder im Abflug- noch im Ankunftsbereich am Flughafen kann von einer Sicherheitslücke die Rede sein", sagte Ministerpräsident Binali Yildirim. Erste Hinweise deuteten auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als Urheber des Anschlags auf dem größten Flughafen der Türkei hin, sagte er. Ein Bekennerschreiben gab es zunächst nicht.

Istanbul-Attentäter haben "Platz in der Hölle vorbereitet"

Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den Selbstmordattentätern derweil jegliche religiöse Rechtfertigung für die Bluttat abgesprochen. "Das sollen Muslime sein?", fragte Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Mittwochabend. "Sie haben ihren Platz in der Hölle vorbereitet."

Der Präsident verwies bei einem Fastenbrechen in Ankara auf Sure 5 im Koran, wonach das Töten eines unschuldigen Menschen dem Töten der gesamten Menschheit gleichkommt.

Erdogan bedankte sich bei Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, die der Türkei kondoliert hatten.

Ankara und CIA vermuten IS hinter Anschlag

Ähnlich äußerte sich CIA-Chef John Brennan. US-Präsident Barack Obama erklärte: "Es zeigt, wie wenig diese schändlichen Organisationen zu bieten haben, außer unschuldige Menschen zu töten." Für CIA-Chef Brennan tragen die Anschläge "zweifellos die Handschrift der Verderbtheit des IS".

Präsident Erdogan appellierte insbesondere an die Staaten des Westens, "eine harte Haltung gegen den Terror einzunehmen". Die Türkei werde ihren Kampf bis zum Ende führen, auch wenn sie dafür einen "hohen Preis" zu zahlen habe. Die Regierung erklärte den Mittwoch zum Trauertag für die Opfer.

Merkel: "hinterhältiger Akt"

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich "entsetzt" über den "hinterhältigen Akt des Terrorismus". Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) übermittelte seinem Kollegen in Ankara die Anteilnahme aller Abgeordneten. Der Flughafen sei auch "das Tor zu Europa", erklärte er. "Versuchen von Fanatikern, es gewaltsam zu schließen", müsse entgegengetreten werden.

Es war bereits der vierte schwere Anschlag in Istanbul seit Jahresbeginn. Der IS hat sich noch zu keinem der ihm in der Vergangenheit zugeschriebenen Anschläge in der Türkei bekannt.

Das Attentat zum Beginn der Feriensaison in Europa dürfte die Krise der Tourismusbranche in der Türkei noch verschärfen. Schon für den Mai war ein Einbruch der Besucherzahlen um 34,7 Prozent gemeldet worden, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum. (APA, red, 30.6.2016)