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Das Projekt "Better Start" soll helfen, die Säuglingssterblichkeit in Österreich auf niedrigem Niveau zu halten.

Foto: APA/EPA/ZSOLT CZEGLEDI

Wien – Es ist erst etwas mehr als vierzig Jahre her, als die Säuglingssterblichkeit in Österreich noch zehn Mal höher war als heute. Die Einführung des Mutter-Kind-Passes 1974 trug wesentlich zur Erhöhung der Überlebenschancen frühgeborener Kinder bei – um eine Umkehr der Tendenz zu verhindern, seien laufende Aufklärungsarbeit und Hilfestellung vor allem bei Frauen nötig, deren Zugang zu medizinischen Einrichtungen aus strukturellen oder persönlichen Gründen eingeschränkt ist. So lautet die Motivation der Betreiber des Projekts "Better Start", das nun nach eineinhalb Jahren Probe- in den Regelbetrieb übergeht.

Die Diakonie und das Rote Kreuz wollen mit der Initiative jene werdenden und jungen Mütter erreichen, die nicht vom System der Krankenversicherung aufgefangen werden. Die Zielgruppe waren bei Projektstart zu Beginn des Jahres 2015 vor allem Migrantinnen aus Europa, oftmals Angehörige der Roma; seither seien mehrheitlich Asylwerberinnen aus dem Nahen und Mittleren Osten dazugekommen, sagte Carina Spak, die Einrichtungsleiterin der Diakonie, bei einem Pressegespräch am Mittwoch in Wien. Im bisherigen Projektzeitraum wurden 150 Frauen aus 30 Ländern im Alter von 16 bis 46 Jahren betreut.

Prekäre Rahmenbedingungen und mangelndes Wissen

Hauptanlaufstelle für Betroffene ist Ambermed, eine medizinische Ambulanz, in der Hebammen, Frauenärztinnen und Psychologinnen Patientinnen unterstützend und beratend zur Seite stehen. Die Expertinnen sind oft mit Begleitumständen konfrontiert, die im medizinischen Regelbetrieb seltener auftreten – vom unklaren Aufenthaltsstatus, dem Leben an oder unter der Armutsgrenze, Zwangsprositution, Traumata und Gewalterfahrungen.

Mangelndes Wissen über Frauengesundheit in manchen Herkunftsländern führen oft zu Fragen, die das Ambermed-Personal in niederschwelligen und soweit möglich in muttersprachlichen Sitzungen zu beantworten versucht, sagte Monika Matal, die medizinische Leiterin von Ambermed. Oft wüssten die Frauen nicht, dass auch Energy Drinks während der Schwangerschaft oder Rauchen in der Stillzeit für das Neugeborene schädlich sein können.

Obwohl die Diakonie als einer der "Better Start"-Trägervereine von der evangelischen Kirche betrieben wird, werde Frauen Informationen über Schwangerschaftsabbrüchen nicht vorenthalten, sagte Spak. Man weise aber Frauen in prekären Situation darauf hin, dass etwa auch die Möglichkeit besteht, Kinder zur Adoption freizugeben. Allgemeine Informationen erhalten Betroffene auch in einer in sechs Sprachen übersetzten Broschüre, die auf Hilfseinrichtungen, verweist etwa auf das Hebammenzentrum, den Frauennotruf, die Eltern-Kind-Zentren des Magistrats Wien oder das F.E.M. Frauengesundszentrum der Semmelweisklinik. Der Folder liegt bei über tausend niedergelassenen Gynäkologen, Hebammen und Geburtshilestationen in den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland auf. (red, 29.6.2016)