Wien – Die Aussicht auf echte Pionierleistungen bietet nicht jeder Job – der des Forschers aber schon. Allerdings befänden sich viele Jungforscher auf einer "Hochschaubahn" zwischen Publikationsdruck und unsicheren Arbeitsverhältnissen. Lohnend sei der Gang in die Forschung aber allemal, so der Tenor bei einer Diskussion mit dem Titel in "Wie leben Forschende in Österreich?" in Wien.

"Ich mache jeden Tag im Labor vielleicht etwas, das noch nie jemand gemacht hat", erklärte der Jungforscher Nikolaus Pfaffenbichler vom Austrian Institute of Technology (AIT) und der Universität für Bodenkultur (Boku). Diese Faszination habe ihn zwar eher zufällig in die Welt der Wissenschaft geführt, seither allerdings auch nicht mehr losgelassen. Das Leben als Forscher fühle sich jedenfalls oft wie eine Fahrt auf einer "Hochschaubahn" an, für die man auch einer hohe Frustrationstoleranz brauche, sagte der Mikrobiologe bei der Veranstaltung des Rats für Forschung und Technologieentwicklung (RFT).

Nur wenige Stellen

Von der Wissenschaft gehe natürlich eine gewisse Strahlkraft aus und glücklicherweise werde von vielen Seiten auch einiges getan, um noch mehr junge Menschen dafür zu interessieren. Man müsse aber auch "mit Realismus auf das Gebiet schauen", wie Maximilian Fochler vom Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Uni Wien anmerkte. Denn den vielen Leuten, die in dem Bereich nachhaltig Fuß fassen wollen, stünden leider wenige unbefristete Stellen gegenüber.

Dieser "große Druck", der oft auch die Kreativität beeinträchtige, spiele im Leben junger Forscher eine wichtige Rolle, wie Fochler in Untersuchungen herausgefunden hat. Über Umstände, die Leute mit hohem Potenzial von einem Leben als Forscher abhalten können, brauche es jedenfalls eine breitere Diskussion. Die grundsätzlichen Probleme seien zwar nahezu überall ähnlich, "in Österreich ist es aber oft ein wenig schwieriger", so der Soziologe.

Entschließt man sich für das riskante Geschäft Wissenschaft, "muss der Treiber immer Interesse sein", zeigte sich der Sozial- und Kulturanthropologe Andreas Obrecht überzeugt. Ihre Ziele sollten Jungforscher durchaus hoch ansetzen, "hochenergetisch" an die Sache herangehen, relativ rasch Projektleitungen übernehmen und nicht zu sehr auf Berufschancen schauen. Denn in einem Gebiet, das heute verheißungsvoll aussieht, könne in wenigen Jahren die Situation ganz anders sein.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein

Klar sei, dass einem die Forschungsarbeit ein hohes Maß an Flexibilität abverlange – und das auf vielen Ebenen. "Der Beruf kennt nicht unbedingt fixe Arbeitszeiten", gebe einem im Erfolgsfall aber sehr viel zurück, sagte Konstantin Krychtiuk, der an der Medizinischen Universität Wien und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft forscht. Um in dem Umfeld erfolgreich zu sein, müsse man auch immer über Landes- und Fächergrenzen hinweg blicken und manchmal auch einfach "zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein", so Sabine Baumgartner, die am Department für Agrarbiotechnologie der Boku in Tulln arbeitet.

Mit der Öffentlichkeitsarbeit sei inzwischen noch eine weitere Anforderung dazu gekommen. "Es ist wichtig, nicht in der wissenschaftlichen Sprache zu bleiben", denn den viel zitierten Elfenbeinturm gebe es nicht mehr, und das sei gut so, sagte Obrecht, der beim Österreichischen Austauschdienst (OeAD) den Bereich "Bildung und Forschung für Entwicklungszusammenarbeit" leitet. Als Wissenschafter "schaffen wir eine große Erzählung der Welt" und das könne nicht ohne Einbeziehung der Gesellschaft gelingen. (APA, 29.6.2016)