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Foto: AP Photo/Vladimir Isachenko

Ankara/Athen – Der türkische Staatspräsident Tayyip Erdoğan hat nach mehr als einem halben Jahr hartnäckiger Weigerung nachgegeben und sich beim russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich für den Abschuss eines Kampfjets im türkisch-syrischen Grenzgebiet entschuldigt. Das gab am Montag zunächst Kremlsprecher Dmitri Peskow an. Erdoğan nutzte für diesen Schritt die am selben Tag verkündete Normalisierung mit Israel, die Ankara als diplomatischen Sieg feierte.

Die türkische Luftwaffe hatte im November vergangenen Jahres ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen, das für kurze Zeit den türkischen Luftraum durchquert haben soll. Die Aktion rief auch in der Türkei Verwunderung hervor, weil Luftraumverletzungen im Zuge der russischen Militärintervention in Syrien häufig waren, aber von Ankara bis dahin – wenn auch verärgert – hingenommen wurden.

Der Abschuss, bei dem einer der beiden Piloten durch Rebellen umgebracht wurde, die von der Türkei unterstützt werden, hatte erhebliche Konsequenzen für Ankara. Die Türkei verlor militärischen Einfluss über die Kämpfe in Syrien und muss erhebliche Einbußen durch Wirtschaftssanktionen Russlands hinnehmen. Russische Touristen bleiben dieses Jahr aus. Der informelle Handel mit Textilien, die russische Besucher in Istanbul kaufen, brach zusammen; ebenso der Export von Obst und Gemüse.

10.000 Tonnen Hilfe

Kurz vor Bekanntwerden von Erdoğans Entschuldigung gab der türkische Premier Binali Yildirim offiziell das Abkommen zwischen der Türkei und Israel über die Normalisierung der Beziehungen bekannt. Yildirims Botschaft: Sechs Jahre nach dem Sturm der israelischen Armee auf die Mavi Marmara und dem Abzug des türkischen Botschafters aus Tel Aviv kommt die Türkei der Bevölkerung im Gazastreifen wieder zu Hilfe. Noch am Freitag würden mehr als 10.000 Tonnen an humanitären Hilfsgütern vom türkischen Containerhafen Mersin für die Palästinenser verschifft, kündigte Yildirim in Ankara an.

Ein "Freundschafts-Spital" mit 200 Betten, das die Innigkeit der Beziehungen zwischen Türken und Palästinensern symbolisieren soll, und Projekte des staatlichen türkischen Großbauunternehmens Toki im Gazastreifen würden folgen, sagte der Premier. (Markus Bernath, 27.6.2016)