Meinen Spanienurlaub habe ich zur Verwirklichung eines alten Traums genutzt: Den Don Quijote von A bis Z durchzulesen. Was für ein Erlebnis, sich wieder einmal ein richtig fettes Stück Literatur einzuverleiben! Durch die Dauerlektüre des ganzen Social-Media-Häcksels sind wir so sehr auf die Aufmerksamkeitsspanne von Fruchtfliegen trainiert, dass uns ein 1100-Seiten-Stück zu schaffen macht. Ist definitiv länger als ein 140-Zeichen-Tweet.

Aber es hat sich gelohnt, Amigos! Im gloriosen Geschichtenmeer von Cervantes erfahren wir nicht nur alles über die absonderlichen Abenteuer des Don Quijote und seines Sancho, sondern vieles, vieles mehr. Eine der imposantesten Storys war für mich die von Leandra, einer Bauerntochter von solch astraler Schönheit, dass bei ihrem Anblick kein spanisches Männerherz ungerührt blieb.

Leider ließ sich Leandra in eine Mesalliance mit einem "Poeten", einem Hudriwudri, ein und musste ins Kloster. Ihre Möchtegernliebhaber, die das Nachsehen hatten, ergriffen aber aus Kummer den Schäferberuf, und in den bukolischen Landschaften Spaniens hörte man fürderhin die Klagelieder der liebeskranken Schäfer gen Himmel steigen: "In jeder Höhle eines Felsens, an dem Rande der Quellen, im Schatten der Bäume, allenthalben ist ein Schäfer, der sein Unglück den Winden klagt." Welch traurige Story! Wenn ich an sie denke, muss ich sofort weinen.

Außer Bücher zu lesen, kann man sich im Ausland auch zuverlässig sprachlich blamieren. Meine Lieblingsanekdote dazu ist die von einem lieben Freund, der als Tourist in einem französischen Wintersportort das korrekte skier und das deplatzierte chier durcheinanderbrachte und einen des Weges kommenden Franzosen fragte: "Pardon, Monsieur, où est-ce qu'on peut chier ici?", "Verzeihung, wo kann man hier scheißen?" Der Frenchie reagierte cool, wies auf die umliegenden Schneefelder und antwortete gelinde süffisant: "Mais partout, Monsieur!", "Überall!".

Ich wollte in einem Lokal einen xató, einen katalanischen Salat bestellen, brachte aber mit meinem ungepflegten Schrumpfspanisch etwas wie gato, "Katze" heraus, was den Kellner nicht übel amüsierte. Nicht so peinlich wie die französische Eskapade, aber einen wirklich eleganten Auftritt hat ein Gast, der den Eindruck erweckt, er wolle dem Wirt den Hauskater wegfressen, dann auch wieder nicht. (Christoph Winder, 25.6.2016)