Bei einem Rennen zu führen ist geil. Erst recht, wenn die Gesichter von Streckenposten, Referees und Begleitmotorradfahrern zeigen, dass das keiner erwartet hätte. Auch der Führende selbst nicht. Weil der – in dem Fall: ich – selbst weiß, dass er nicht wenige, sondern keine Chance auf Sieg oder Stockerlplatz hat.
Hobbyradler
Ich bin ein passabler Hobbyradler. Fahrrad: mittelgut. Lenker: klassisch. Helm: nicht tropfenförmig. Ich bin noch nie ein Rennen gefahren. Keines für Profis. Keines für Amateure. Keines, bei dem nur Vereinsfahrer antreten: Menschen, die Erfolg wollen. Deren Räder teurer sind als manche Autos. Die irritiert bis fassungslos sind, wenn einer wie ich vorne ist. Die darüber nicht lachen können.
Es war ein Triathlon- und ich war eingesprungen. Kurzfristig. Halbdistanz: 1,9 Kilometer schwimmen, 90 auf dem Rad. Dann noch ein Halbmarathon.
Durchreichung
Da als "Hobette" auf dem Rad zu führen, kann was: Ein super Gefühl. Sogar wenn es nicht lange dauert: Zweieinhalb Kilometer. Dann wurde ich durchgereicht. Bis – fast – ganz nach hinten.
Die ganze Geschichte? Ich war Teil einer Fun-Staffel. Ohne Siegambition. Dennoch hatte unsere Schwimmerin das Feld weggeblasen. Dann war ich dran: Chancenlos, aber getreu dem olympischen Motto: "Dabeisein ..." Unsere Staffel hieß aber aus anderem Grund "Olympic Relay": Die Schwimmerin, Sara Vilic, ist Olympionikin. Mein Triumph auf dem Rad war ihre Leistung im Wasser. Aber das Gefühl, geführt zu haben, kann mir keiner mehr nehmen: Auch das ist olympisch. (Thomas Rottenberg, 28.6.2016)