Foto: Emanuele Feligioni

Die aus einer mährischen Roma-Musikerfamilie stammende Iva Bittová war ab Mitte der 1970er-Jahre zuerst Schauspielerin, bevor sie Violine zu spielen begann. Seitdem fusioniert sie heimatlichen Folk, Roma-Tradition, Wiener Klassik, Avantgarde, Jazz, Blues und Rock.

Jetzt hat sich Bittová mit einem Gleichgesinnten zusammengetan: Paolo Angeli aus Sardinien. Angeli spielte in Postrockformationen sowie mit Improvisator Jon Rose, Hamid Drake, Evan Parker, Zeena Parkins, Otomo Yoshide und Fred Frith. Als er 1993 den sardischen Gitarrenlehrer Giovanni Scanu traf, entstand die Idee, die traditionelle Gitarre seiner Heimat aufzumotzen: Das 18-saitige Instrument ist ein Hybrid aus Gitarre, Violoncello und Schlagwerk, der mit Hämmern, Pedalen und Propellern ausgestattet ist.

Iva Bittová, Paolo Angeli
Foto: Emanuele Feligioni

Bittová und Angeli eint, dass sie bei aller Experimentierfreude in ihren regionalen Traditionen tief verwurzelt sind. So treffen hier melancholische Melodien aus Osteuropa auf die fröhlichen Dur-Akkorde der gallurischen Küste, auch die sardisch-sizilianische Männergesangstradition spielt eine wesentliche Rolle im musikalischen Ansatz von Angeli.

Gemeinsam schaffen die beiden einen völlig eigenständigen Soundbastard, der sich durch den Wechsel und das Zusammenwirken von einfachen mit komplexen Strukturen auszeichnet. Kurze Lieder gehören ebenso zum Repertoire wie längeren Suiten, die stimmliche Bandbreite liegt zwischen poetisch Geflüstertem und heftig Geschrienem. (Gerhard Dorfi, 24. 6. 2016)