Gruppensieger Ungarn. Wer hätte das gedacht?

Foto: AFP/ Joe KLAMAR

Lyon – Portugal hat sich am Mittwoch mit einem spektakulären 3:3 (1:1) gegen Ungarn noch als Dritter der Gruppe F für das Achtelfinale der EM qualifiziert. Zoltan Gera (19.) und Balazs Dzsudzsak (47./abgefälscher Freistoß, 55.) sorgten in Lyon dreimal für die ungarische Führung, Treffer von Nani (42.) und Cristiano Ronaldo (50., 62.) brachten jeweils den Ausgleich.

Die Portugiesen verpassten nach dem 1:1 gegen Island und dem 0:0 gegen Österreich zwar erneut einen Sieg, schafften aber trotzdem auch bei der siebenten EM-Teilnahme den Einzug in die K.-o.-Phase. Ungarn bekommt es als Gruppensieger am Sonntag (21 Uhr) in Toulouse mit dem Gruppe-E-Zweiten Belgien zu tun, Portugal trifft am Samstag (21 Uhr) in Lens auf Gruppe-D-Sieger Kroatien.

Ronaldo, der nun schon bei 60 Toren im Teamdress hält, könnte im nächsten Match den EM-Torrekord des Franzosen Michel Platini knacken, der 1984 auf dem Weg zum EM-Titel neun Treffer erzielt hatte. Der 31-Jährige hält nach seinem Doppelpack gegen Ungarn bei acht EM-Treffern und ist der erste Spieler, der bei vier Europameisterschaften in Serie ein Tor erzielt hat. Eine Bestmarke hält Ronaldo bereits seit Mittwoch: 17 EM-Spiele hat vor ihm noch keiner absolviert.

Ungarn-Coach Bernd Storck verzichtete aufgrund des feststehenden Achtelfinaleinzugs auf die mit Gelb vorbelasteten Stammspieler Tamas Kadar, Laszlo Kleinheisler, Adam Nagy und Krisztian Nemeth. Bei den Portugiesen fehlte der angeschlagene Raphael Guerreiro, Joao Mario spielte für Ricardo Quaresma hinter der Doppelspitze mit Ronaldo und Nani.

Trotz der vielen Umstellungen lieferte Ungarn erneut eine starke Leistung ab und ging nach einem Corner durch einen Weitschuss von Zoltan Gera in Führung. Akos Elek hatte fünf Minuten später sogar das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte aber aus kurzer Distanz an Rui Patricio (24.). Ronaldo prüfte Ungarn-Goalie Gabor Kiraly mit einem Freistoß aus gut 35 Metern (29.).

Ein Ronaldo-Idealpass auf Nani, der den Ball ins kurze Eck schoss, brachte kurz vor der Pause den Ausgleich. Doch bereits unmittelbar nach dem Wechsel landete ein abgefälschter Freistoß von Dzsudzsak aus 26 Metern im Tor und leitete ein Offensivspektakel ein. Portugal antwortete sofort, Ronaldo versenkte eine Flanke von Joao Mario mit der Ferse ins lange Eck zum 2:2.

Nur fünf Minuten später gingen die Ungarn wieder in Führung: Dzsudzsak scheiterte mit einem Freistoß an der Mauer, doch im zweiten Versuch wurde sein Schuss von Nani per Aufsetzer ideal ins Kreuzeck abgefälscht. Diesmal dauerte es sieben Minuten bis zum Ausgleich: Eine Maßflanke des soeben eingewechselten Quaresma jagte Ronaldo per Kopf in die Maschen. Nicht einmal 120 Sekunden danach hätte es beinahe 4:3 für Ungarn geheißen, als ein Elek-Schuss an die Stange knallte (64.). Damit hatten beide Mannschaften ihr Pulver verschossen und trennten sich nach der bisher trefferreichsten EM-Partie 2016 mit einem gerechten Remis. (APA, 22.6.2016)

EM-Gruppe F, 3. Runde, Mittwoch

Ungarn – Portugal 3:3 (1:1)
Stade de Lyon, 55.500 Zuschauer, SR Martin Atkinson (ENG)

Tore:
1:0 (19.) Gera
1:1 (42.) Nani
2:1 (47.) Dzsudzsak
2:2 (50.) Ronaldo
3:2 (55.) Dzsudzsak
3:3 (62.) Ronaldo

Ungarn: Kiraly – Lang, Guzmics, Juhasz, Korhut – Gera (46. Bese), Pinter – Dzsudzsak, Elek, Lovrencsics (82. Stieber) – Szalai (70. Nemeth)

Portugal: Rui Patricio – Vieirinha, Pepe, R. Carvalho, Eliseu – Joao Mario, William Carvalho, Joao Moutinho (46. Renato Sanches), A. Gomes (61. Quaresma) – Ronaldo, Nani (81. Danilo)

Gelbe Karten: Juhasz, Guzmics, Gera, Dzsudzsak