Auch der Präsident wirbt um Investoren: Barack Obama bei einer Konferenz am Montag.

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Das weltweite Investitionsklima hellt sich auf – mit Einschränkungen: Global betrug die Summe der grenzüberschreitenden Direktinvestitionen (FDI) im Jahr 2015 rund 1,76 Billionen US-Dollar.

Damit erhöhten sich die Investitionen von Firmen im Ausland um 38 Prozent gegenüber dem Jahr 2014, als die FDI-Summe noch bei 1,28 Billionen US-Dollar lag. Und: Die FDI-Summe kletterte auf den höchsten Stand seit Beginn der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008. Das geht aus dem Weltinvestitionsbericht hervor, den die Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung UNCTAD am Dienstag veröffentlichte.

Vertrauen in Zukunft

Die grenzüberschreitenden Direktinvestitionen gelten als Gradmesser der Globalisierung und reflektieren das Vertrauen der Firmenlenker in eine profitable Zukunft. UNCTAD-Generalsekretär Mukhisa Kituyi äußerte die "Hoffnung, dass die globalen grenzüberschreitenden Direktinvestitionen endlich auf einen stabilen nachhaltigen Wachstumspfad zurückkehren".

Allerdings machen Kituyi und seine Experten starke Einschränkungen. Sie betonen, dass vermehrte Fusionen und Übernahmen (M&A) die Hauptursache für den starken Anstieg der FDI-Summe waren. Vor allem multinationale Unternehmen aus den USA und Europa agierten bei den M&A.

Steuermotive

Als Resultat verschoben viele von ihnen ihre Zentrale in Gebiete mit niedrigen Unternehmenssteuern und ohne Abgaben auf Erlöse jenseits der Grenzen. Ohne diese steuermotivierten Deals beliefe sich das Plus der FDI-Summe 2015 nur noch auf 15 Prozent.

Der Blick auf die einzelnen Volkswirtschaften zeigt die Attraktivität der Vereinigten Staaten: Die USA präsentierten sich 2015 als der größte Magnet für FDI. Im vergangenen Jahr flossen 380 Milliarden US-Dollar in das Land. Somit stießen die US-Amerikaner China vom Thron.

USA vor Hongkong

Im Jahr 2015 folgte auf die USA das Territorium Hongkong, das zu China gehört, mit 175 Milliarden US-Dollar an FDI und darauf China selbst mit 136 Milliarden US-Dollar. Deutschland findet sich in der Liste auf dem 13. Rang, rund 32 Milliarden US-Dollar flossen 2015 in die Bundesrepublik. Auf der anderen Liste, jener von Investoren im Ausland 2015, rangiert Deutschland hingegen auf dem sechsten Rang: Deutsche Firmen engagierten sich mit 94 Milliarden US-Dollar in der Fremde. An der Spitze der Investorenliste 2015 glänzten wiederum die USA. Amerikanische Unternehmen lenkten rund 300 Milliarden US-Dollar ins Ausland.

Wie prognostizieren die UNCTAD-Ökonomen den kommenden Verlauf der FDI-Kurve? Bevor es weiter nach oben geht, müsse ein Rückschlag einkalkuliert werden. Im laufenden Jahr rechnen die Experten mit einem Schrumpfen der globalen FDI-Summe um bis zu 15 Prozent. Die Gründe: Die anhaltende Fragilität der Weltwirtschaft, die hartnäckige Schwäche der Gesamtnachfrage, das langsame Wachstum in Ländern, die Rohstoffe exportieren. Die Fachleute prognostizieren jedoch für 2017 wieder ein Anziehen der grenzüberschreitenden Direktinvestitionen. Im Jahr 2018 sollen die FDI dann die Marke von 1,8 Billionen US-Dollar knacken. (Jan Dirk Herbermann aus Genf, 21.6.2016)