Spielerisch muss gegen Island mehr gehen. Trainer Marcel Koller zeigt es vor.

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David Alaba steht nicht zur Diskussion, Aleksandar Dragovic darf wieder ran, und Marko Arnautovic ist ohnehin gesetzt.

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Einsatz nicht völlig ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich: Zlatko Junuzovic.

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Teamchef Marcel Koller und Kapitän Christian Fuchs, die dritte Abschlusspressekonferenz. Diesmal im Stade de France in Saint-Denis. Erst sprach Fuchs über den Mittwoch, über die letzte Gruppenpartie gegen Island, die um 18 Uhr (im Liveticker auf derStandard.at) steigt: "Wir haben Spirit, sind voll da. Wir wollen und werden mehr vom Spiel haben. Die Isländer sind aber keine Blindgänger." Und dann sagte Koller, dass ein Plan entwickelt wurde. "Es wird eine schwierige, kampfbetonte Partie. Wir müssen alles geben und auch Fußball spielen. Die Passsicherheit, die Präzision müssen zurückkommen. Wir werden nicht auf Teufel komm raus beginnen."

Die Ausgangslage ist klar, die Rechnerei bleibt Koller und der Mannschaft erspart. Nur ein Sieg sichert den Verbleib, den Einzug ins Achtelfinale. Das deutsche 1:0 über Nordirland, das wie Albanien mit drei Punkten Gruppendritter wurde, garantiert mit vier Zählern die Zugehörigkeit zu den vier besten Gruppendritten.

Es wird kein Defensivkonzept wie gegen Portugal verordnet. Kein Tor zu schießen geht gar nicht, das wäre eine glatte Themenverfehlung. Das Schöne am Fußball ist das Rätselraten davor. "Wer spielt wo und warum?" gehört zu den beliebtesten Zeitvertreiben, gefolgt von Bauernschnapsen und "Mensch ärgere dich nicht". Koller befeuert das spekulative Treiben, weil er nie und nimmer Aufstellungen preisgibt. Also wird im Kaffeesud gelesen, Österreichs acht Millionen Teamchefs zermartern sich das Hirn des wahren. Was diesen durchaus amüsiert.

Großes Fragezeichen hinter Einsatz von Junuzovic

David Alaba wird natürlich dabei sein. Die Rolle des Zehners wird er eher kein zweites Mal mimen, gegen Portugal war er ein Schatten seiner selbst. Andererseits verdient jeder eine zweite Chance, das gilt auch und besonders für Alaba. Vermutlich wird er aber zurückbeordert. Dann müsste freilich der grundsolide Stefan Ilsanker weichen. Zlatko Junuzovic hat das Lauftraining aufgenommen, angeblich schmerzt der rechte Knöchel nicht mehr sehr. Die medizinische Abteilung scheint besser in Form zu sein als das Team beim 0:2 gegen Ungarn. Koller dürfte in dieser heiklen Situation das Risiko, einen Rekonvaleszenten aufzubieten, eher nicht eingehen. Oder doch? Die Genesung des Mittelfeldspielers verlaufe "überraschend gut", sagte Koller am Dienstagnachmittag in der Abschlusspressekonferenz im Stade de France. "Wir sind alle sehr zufrieden mit dem Heilungsverlauf", erklärte Koller.

Möglicherweise bekommt Alessandro Schöpf einen Fixplatz, der 22-Jährige ist auf mehreren Positionen verwendbar, etwa als zentraler Mann hinter dem Mittelstürmer, Schöpf kann den Junuzovic.

Angestammte Spitze ist Marc Janko. Gegen Portugal wurde er aufgrund einer hartnäckigen Formschwäche nicht gebracht. Das hatte auch taktische Ursachen, es ging ja darum, das Schlimmste zu verhindern. Janko hätte kaum Bälle bekommen. Er wäre verhungert. Statt Janko erzielte Martin Harnik kein Tor, Endstand 0:0. Gegen Island muss allerdings Fußball gespielt, Druck gemacht werden. Es wäre somit keine Weltsensation, würde Janko auflaufen. In seinem Fall zählen auch die augenblicklich verborgenen Fähigkeiten. Er bekäme jedenfalls Futter. Ob er es annehmen und verwerten würde, steht nicht einmal in den Sternen.

Positive Bilanz

Die Bilanz gegen Island ist positiv, ein Sieg, zwei Remis. Was freilich für die konkrete Partie wurscht ist. Island hat zwei gleichberechtigte Teamchefs, den Schweden Lars Lagerbäck (67) und Heimir Hallgrimsson (49). Nach der EURO hört Lagerbäck auf, Hallgrimsson, ein Zahnarzt, macht allein weiter. Hätte man gegen Ungarn zwei Minuten vor Schluss nicht das Eigentor zum 1:1 erzielt, hätte man sich den Stress gegen Österreich erspart. Defensiv ist diese robuste Mannschaft herausragend, Lagerbäck sagt "fast Weltklasse". In der Offensive hapert es. "Wir haben zwei Punkte und alles in unserer Hand. Wir sind glücklich damit", sagte Hallgrimsson. "Vielleicht ist es der beste Weg, gut zu stehen und zu kontern. Es ist ein Schachspiel." Kollege Lagerbäck rechnet mit einem Geduldspiel. "Das Mentale könnte entscheiden."

Kroatien und England mögliche Gegner

Entschieden ist, dass Österreich als Gruppendritter im Achtelfinale Kroatien zu bespielen hätte – am Samstag (21.00) in Lens. Siegt allerdings Portugal nicht gegen Ungarn und wird Österreich gar Zweiter, ist man erst am Montag (21.00) gefragt – in Nizza gegen England.

Es gibt übrigens auch eine demokratiepolitische Verantwortung. Denn am Sonntag sind in Island Präsidentschaftswahlen. Da derzeit rund 30.000 Einwohner in Frankreich weilen, wäre die Beteiligung eine Katastrophe. Also heimschicken. Wie sagte Fuchs? "Wir wollen die Leute stolz machen." (Christian Hackl aus Paris, 21.6.2016)

EM-Gruppe F, 3. Runde, Mittwoch

Island – Österreich
St. Denis, Stade de France, 18 Uhr, SR Szymon Marciniak (POL)

Island: 1 Halldorsson (Bodö Glimt/35 Länderspiele) – 2 Saevarsson (Hammarby/59/1 Tor), 6 R. Sigurdsson (Krasnodar/58/1), 14 Arnason (Malmö/49/2), 23 Skulason (Odense/40/0) – 7 Gudmundsson (Charlton/49/4), 17 Gunnarsson (Cardiff/61/2), 10 G. Sigurdsson (Swansea/41/14), 8 B. Bjarnason (Basel/49/7) – 22 Gudjohnsen (Molde/87/26) oder 15 Bödvarsson (Kaiserslautern/23/1), 9 Sigthorsson (Nantes/41/29)

Ersatz: 12 Kristinsson (Hammarby/11), 13 Jonsson (Sandefjord/5/6) – 3 Hauksson (AIK Solna/7/0), 4 Hermannsson (IFK Göteborg/3/0), 5 Ingason (Lokeren/6/2), 19 Magnusson (Cesena/5/0), 21 Traustason (Norrköping, künftig Rapid/7/3), 18 E. Bjarnason (Aarhus GF/28/0), 16 Sigurjonsson (Sundsvall/11/1), 20 Hallfredsson (Udinese/55/1)

Es fehlt: 11 Finnbogason (Augsburg/GER/36/8, gesperrt)

Österreich: 1 Almer (Austria/30) – 17 Klein (Stuttgart/39/0), 3 Dragovic (Dynamo Kiew/48/1), 4 Hinteregger (Mönchengladbach, künftig Salzburg/16/0), 5 Fuchs (Leicester/77/1) – 14 Baumgartlinger (Mainz, künftig Leverkusen/47/1), 8 Alaba (Bayern/48/11) – 11 Harnik (Stuttgart/60/14), 18 Schöpf (Schalke/6/1) oder 10 Junuzovic (Werder Bremen/49/7), 7 Arnautovic (Stoke/54/11) – 21 Janko (Basel/55/26)

Ersatz: 12 Lindner (Eintracht Frankfurt/8), 23 Özcan (Ingolstadt/7) – 15 Prödl (Watford/58/4), 13 Suttner (Ingolstadt/16/0), 16 Wimmer (Tottenham/4/0), 2 Garics (Darmstadt/41/2), 6 Ilsanker (Leipzig/17/0), 22 Jantscher (Luzern/22/1), 9 Okotie (1860 München/17/2), 19 Hinterseer (Ingolstadt/11/0), 20 Sabitzer (Leipzig/20/3)

Fraglich: 10 Junuzovic (Werder Bremen/49/7, Außenband-Teilriss im rechten Sprunggelenk