Ein Braunkehl-Faultier (Bradypus variegatus) hängt in Panama ab.

Foto: Tauchgurke/ Public Domain

Bern – Faultiere gelten als Sinnbild für Gemütlichkeit – immerhin verbringen sie einen großen Teil ihres Lebens in Bäumen hängend und bewegen sich meist nur sehr langsam. Sie führen ihr Leben im Energiesparmodus, indem sie energiearmes Futter mit einer bewegungsarmen Lebensweise verbinden.

Allerdings sind nicht alle Faultier-Arten gleich "faul", wie Forscher der University of Wisconsin-Madison berichten. Das Braunkehl-Faultier Bradypus variegatus nimmt demnach den Spitzenplatz ein und hat offenbar die niedrigste Stoffwechselrate unter allen Säugetieren – mit Ausnahme von Tieren im Winterschlaf.

Heute existieren sechs Faultierarten, die zwei Gattungen zugeordnet werden: den Zweifinger- und den Dreifinger-Faultieren. Das Braunkehl-Faultier gehört zur letzteren. Die Tiere leben hauptsächlich in Bäumen in Zentral- und Südamerika und fressen Blätter, die Dreifinger-Faultiere bewegen sich dabei jedoch auf kleinerem Raum und sind wählerischer bei der Ernährung.

Leben auf Sparflamme

Die Forscher um Jonathan Pauli von der University of Wisconsin-Madison wollten wissen, wie es um die Stoffwechselrate der Faultiere bestimmt ist. Dafür fingen sie im Nordosten Costa Ricas zehn Braunkehl-Faultiere und zwölf Hoffmann-Zweifinger-Faultiere und analysierten deren Metabolismus. Demnach war die Stoffwechselrate bei den Dreifinger-Faultieren 31 Prozent niedriger als bei den Zweifinger-Faultieren – und auch niedriger als jemals bei einem Säugetier außerhalb des Winterschlafs gemessen, wie die Forscher im Fachblatt "American Naturalist" schreiben.

Es sei eine Kombination aus Verhalten und physiologischen Eigenschaften, die den Tieren dieses energiesparende Leben ermöglichen, sagte Pauli. "Dreifinger-Faultiere verbringen viel Zeit im Blätterdach, wo sie schlafen und fressen. Sie bewegen sich nicht viel, während die Zweifinger-Faultiere deutlich mobiler sind."

Außerdem könnten die Dreifinger-Faultiere ihre Körpertemperatur an ihre Umgebung anpassen. Dadurch sparen sie viel Energie, weil sie nicht auf eine stabile Körpertemperatur angewiesen sind. Doch wirklich entspannt sei dieses Leben auf Sparflamme wohl kaum, so der Forscher.

Die Tiere benötigen ein ausladendes Verdauungssystem, um all das Blattmaterial zu verarbeiten. Pauli: "Um in Bäumen leben zu können, darf ein Tier aber auch nicht zu groß sein." Dieser Konflikt könnte ein Grund sein, warum der Lebensstil der Faultiere einer der seltensten im Tierreich sei, vermuten die Biologen. Die vielen Anpassungen, die für diese Lebensweise notwendig seien, könnten einer größeren Artenvielfalt unter den Faultieren entgegenwirken. (APA, 25. 6. 2016)