In den nächsten fünf Jahren wird der Absatz im Distanzhandel, also vor allem per Internet, wieder "progressiv wachsen", erwartet Unito-Chef Harald Gutschi. Im stationären Handel dürften die Verkaufsflächen deutlich sinken, die Menschen gewöhnen sich an den Internet-Einkauf. Was die nächsten Jahre wirklich bringen, könne aber noch niemand vorhersagen, es gebe zu viele spannende Entwicklungen.

"Der klassische Versandhandel funktioniert derzeit noch hervorragend"

Der klassische Versandhandel mit Bestellungen per Post und Telefon funktioniert noch als Geschäftsmodell, aber auch Unito, zu der die alten Versandhandelsmarken Universal, Otto und Quelle gehören, erhält inzwischen den Großteil der Bestellungen per Internet. "Der klassische Versandhandel funktioniert derzeit noch hervorragend, aber es weiß keiner, ob in zehn Jahren auch noch", so Gutschi. Aber es seine "Welten zwischen einem klassischem Versandhandel und einem Online-Händler".

Gutschi erwartet, dass in fünf Jahren jeder Dritte Euro im Textilhandel online ausgegeben wird – jetzt ist es jeder fünfte Euro. Bei den Technikausgaben werde jetzt jeder vierte Euro online ausgegeben, in fünf Jahren könnte es schon jeder zweite Euro sein. Wenn dann das "Internet der Dinge", also die Vernetzung von Geräten per Internet komme, sei mit noch einem Boom zu rechnen.

Preiswettbewerb wie noch nie

Von dieser Digitalisierung profitiere der Kunden überproportional. Einerseits herrsche ein Preiswettbewerb wie noch nie, man könne Konditionen und Preise transparent vergleichen. Andererseits hätten Kunden eine Marktmacht wie noch nie. Die Unternehmen müssten alle Kundenwünsche erfüllen, denn keiner könne dem Druck der sozialen Netze widerstehen, wenn sich dort Unmut aufbaue.

Wobei Gutschi für die österreichischen reinen Online-Händler schwarz sieht. Der österreichische Markt alleine sei dafür zu klein. Die großen – internationalen – Anbieter bekommen derzeit immer mehr Marktmacht über die größere Absatzmenge und besseren Einkaufskonditionen. Da der Online-Vertrieb teuer sei, können die kleinen da mit den großen nicht mithalten. Aber Spezialisten, die zusätzlich online anbieten, haben gute Chancen.

Daunenjacke

Wobei es in den USA schon wieder eine andere Entwicklung gebe. In kleinen Geschäften werde ein Produkt – beispielsweise eine Daunenjacke – in Einheitsfarbe aufgelegt. Diese könne man probieren und sich selber dann in unterschiedlichsten Farben darstellen lassen. Habe man den besten Farbton ausgewählt, fotografiere man sich und schicke dies als Bestellung – am nächsten Tag wird aus dem Zentrallager geliefert. Damit könne auf minimale Verkaufsfläche ein riesiges Angebot dargestellt werden.

Wie insgesamt die Bedeutung des Online-Handels mit 11 Prozent zu niedrig dargestellt werde. Denn da ist der Lebensmittelbereich dabei, auf den ein Drittel des gesamten Einzelhandels entfällt und wo nur ein Prozent per Internet bestellt werden. Im Non-Food-Sektor werden schon 17 Prozent im Distanzhandel umgesetzt, bei Büchern und Spielwaren über 30 Prozent, zeigt die Studie Konsumentenverhalten im Distanzhandel 2016 der KMU-Forschung, die am Montag vorgestellt wurde. (APA, 20.6. 2016)