Wien – Es sei zwar knapp, sollte sich aber ausgehen, klang Johanna Rachinger, ÖNB-Generaldirektorin, Anfang Mai zuversichtlich. Es wird nun aber zu knapp. Längst hätte die Leitung für das Haus der Geschichte Österreich (HGÖ) bereits ausgeschrieben werden müssen, um die Stelle mit Ende Juni zu besetzen. Dazu wird es nicht kommen. Grund für die Verzögerung ist ein "Sideletter" des Finanzministeriums, der die zugesagten Summen noch einmal bestätigen muss. Erst dann kann der Beirat bestellt und die Leitung ausgeschrieben werden. Eine Eröffnung im Herbst 2018 ist damit kein Thema mehr.

Das sagte Zeithistoriker Oliver Rathkolb, Leiter des internationalen wissenschaftlichen Beirats des HGÖ, nun bei der Präsentation des Buchs "Haus? Geschichte? Österreich?" an der Universität Wien. Darin zusammengefasst sind großteils kritische Stimmen heimischer Wissenschafter, die sich im vergangenen Herbst im Rahmen einer Enquete mit dem Projekt "Haus der Geschichte" auseinandergesetzt haben.

HGÖ-Beirat unter Kritik

Der HGÖ-Beirat wurde mittlerweile nominiert, aber noch nicht bestellt. Seine Aufgabe: Nach erfolgter Ausschreibung ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger einen Dreiervorschlag unterbreiten und mit dem neuen Leiter "die Feinkuratierung verhandeln", so Rathkolb.

Im HGÖ-Beirat vertreten sein sollen Rathkolb selbst und die Kulturwissenschafterin Aleida Assmann, Akademie-Rektorin Eva Blimlinger und Gerhard Baumgartner (Leiter des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands) sowie der Salzburger Ex-Landeshauptmann Franz Schausberger (ÖVP) und Staatsarchiv-Generaldirektor Wolfgang Maderthaner.

Kritikpunkt: Es handle sich hauptsächlich um Historiker und keine Museologen. "Die Leitung des HGÖ wird definitiv für einen Museologen ausgeschrieben", versuchte Rathkolb zu beschwichtigen.

Wander- statt Dauerschau zum Jubiläum

Die ursprünglich geplante Eröffnung der Dauerausstellung des HGÖ zum Zeitpunkt des 100-jährigen Jubiläums der Republik schloss Rathkolb aufgrund der Verzögerungen aus, verwies jedoch auf die Vorbereitungen einer gemeinsam mit den Bundesländern geplanten Wanderausstellung, die derzeit entwickelt werde und die im Rahmen einer Sonderausstellung im Herbst 2018 im HGÖ gezeigt werden soll.

Dabei gebe es auch die Idee, mit Nachbarstaaten zusammenzuarbeiten. Dies sei eine besondere Herausforderung: "Schließlich ist das Jahr 1918 für Tschechien ganz anders aufgeladen als etwa für Ungarn", so der Historiker. Die Sonderschau ermögliche schließlich "eine entspannte Dauerausstellung im Jahr 2019 – ohne Zeitdruck". Darüber hinaus sei für die Zukunft etwa auch eine Kooperation mit dem Weltmuseum und dem Wien Museum zum Thema "Orient und Nahost" im Gespräch.

Nächste Veranstaltung

Die nächste Veranstaltung zum Thema "Haus der Geschichte Österreich(s) – Konzept, Inhalt, Erzählung" gibt es indes bereits in wenigen Tagen: Die Österreichische Forschungsgemeinschaft veranstaltet am 30. Juni von 9 bis 19.30 Uhr in der Österreichischen Nationalbibliothek (Augustinertrakt, Josefsplatz 1) eine Tagung. An der abschließenden Podiumsdiskussion werden neben Rathkolb ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger sowie die Historiker Heidemarie Uhl, Franz Schausberger und Thomas Winkelbauer teilnehmen. (APA, wurm, 19.6.2016)