CR7 (li) am Rande der Verzweiflung.

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Es lag bestimmt nicht an der Hose, dass Ronaldo und Co. keinen regulären Treffer zustande brachten.

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Bester Österreicher der Partie: Robert Almer.

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MA7 (li) im Smalltalk mit CR7.

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Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Auf Teamchef Koller (re) kommt in Hinblick auf das letzte Gruppenmatch gegen Island noch viel Arbeit zu.

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Paris – Österreichs Fußballnationalteam hat bei EURO zwar auch im zweiten Spiel kein Tor erzielt, aber die Folgen waren erfreulich. Denn das 0:0 am Samstagabend gegen Portugal im Prinzenpark von Paris wahrte die Chance auf einen längeren Aufenthalt in Frankreich. Der Dank gilt Tormann Robert Almer und Topstar Cristiano Ronaldo, der in der 78. Minute einen Elfer vergeben hat. Es hat in der Geschichte des europäischen Fußballs selten ein glücklicheres Remis gegeben, aber das ist wirklich wurscht. Wird am Mittwoch ebenfalls in Paris, allerdings im Stade de France, Island besiegt, ist der Aufstieg ins Achtelfinale möglich bis wahrscheinlich.

Eine zumindest für die Psyche wesentliche Entscheidung ist bereits vor Anpfiff in Marseille gefallen. Österreichs Dank gebührte dem Isländer Birkir Saevarsson der mit seinem Eigentor gegen Ungarn in der 88. Minute auf 1:1 stellte. Ein Sieg hätte nämlich die ÖFB-Auswahl noch mehr unter Druck gesetzt. Denn mit einer Niederlage gegen Portugal wäre der letzte Gruppenplatz, also der frühzeitige Abschied aus Frankreich, besiegelt gewesen.

Einige Umstellungen im ÖFB-Team

Teamchef Marcel Koller ist quasi über seinen eigenen Schatten gesprungen, er hat erkannt, dass Mittelstürmer Marc Janko überhaupt nicht in Form ist, tauschte ihn vermutlich schweren Herzens gegen Marcel Sabitzer aus. Und zwar freiwillig. Martin Harnik, zuletzt von jeglicher Genialität befreit, erhielt hingegen eine weitere Chance. Gezwungenermaßen mussten der am rechten Knöchel verletzte Zlatko Junuzovic und der gesperrte Aleksandar Dragovic ersetzt werden. Stefan Ilsanker und Sebastian Prödl rutschten in die Startelf. Der Standard hatte das haargenau so angekündigt.

David Alaba wurde auf die Junuzovic-Position vorgezogen. Einen Trick hat sich Koller aber doch einfallen lassen. Harnik war der Janko, Sabitzer nahm Harniks angestammte Position am rechten Flügel ein. Christian Fuchs hatte jedenfalls angekündigt, "dass wir alle bereit und voll konzentriert sind." Das hatte er allerdings auch vor der Ungarn-Partie gesagt, Fehleinschätzungen machen den Kapitän menschlich. Wobei es im Spitzensport natürlich auch ums Verdrängen und Selbstbelügen geht, man musste so tun, als wäre das 0:2 in Bordeaux nie passiert. Der Prinzenpark in Paris war dicht gefüllt, zum erstem Mal richtig laut wurde es, als Cristiano Ronaldo zum Aufwärmen erschienen ist, der Fußball ist mitunter berechenbar.

Eine ÖFB-Chance, dann lange nichts mehr

Die Österreicher wirkten zwar durchaus kompakt, sie hatten auch die erste Chance, nach einer Flanke von Sabitzer köpfelte Harnik daneben (3.). Die Präzision im Passspiel ließ aber erneut zu wünschen übrig, die Zahl der Ballverluste war viel zu hoch. Speziell Alaba misslangen einige (nahezu alle) Aktionen. Und so übernahmen die Portugiesen früh das Kommando, die Mannschaft beherrschte das Umschaltspiel, Nani und Ricardo Quaresma waren zumindest von der österreichischen Verteidigung kaum zu bremsen. Portugal ist eben nicht nur Ronaldo.

12. Minute: Nani lässt Prödl stehen, Robert Almers Fußabwehr ist brillant, auch Vierinhas Nachschuss wehrt er zu Ecke ab. 22. Minute: Ronaldo vergibt freistehend aus zehn Metern, er hätte berühmt werden können. Nani köpfelt an die Stange (29.), Almer hält Ronaldos Kopfball und wenig später einen Schuss dieser Allzeitgröße. Österreich konnte nur mit einem Freistoß von Alaba dienen (41.). Er war von Pepe gefoult worden, Schiedsrichter Nicola Rizzoli zückte die gelbe Karte. Fazit der ersten Halbzeit, Portugal klar besser, Österreich baut auf Glück und Almer.

Portugal nahe der Verzweiflung

Nach der Pause setzte sich da Privatduell zwischen Almer und Ronaldo fort, Österreichs Tormann war stets Erster. Die Dominanz der Portugiesen wuchs, Koller reagierte, brachte Alessandro Schöpf tatsächlich für Alaba (65.). Zu Portugals Überlegenheit gesellte sich aber nun Portugals Verzweiflung. Ronaldo und Kollegen haderten mit der Ungerechtigkeit der Welt, des Fußballs. So dominant und trotzdem nichts.

Die Österreicher gingen körperlich an ihre Grenzen, hielten das 0:0. Dass Martin Hinteregger in der 78. Minute Ronaldo im Strafraum umreißt, war allerdings nicht geplant. Ronaldo wiederum wollte den Elfer sicher nicht an die von ihm aus gesehen linke Stange schießen. Mehr Pech beziehungsweise Glück geht gar nicht. Die Österreicher wurden für den Willen belohnt, Almer und Ilsanker waren die Willigsten, die Besten. (Christian Hackl aus Paris, 18.6.2016)

Fußball-EM, Gruppe F, 2. Runde:

Portugal – Österreich 0:0
Paris, Prinzenpark-Stadion, 45.000, SR Nicola Rizzoli (ITA)

Portugal: Rui Patricio – Vieirinha, Pepe, R. Carvalho, Guerreiro – Quaresma (71. Joao Mario), Joao Moutinho, W. Carvalho, Andre Gomes (84. Eder) – Nani (89. Rafa Silva), Ronaldo

Österreich: Almer – Klein, Prödl, Hinteregger, Fuchs – Baumgartlinger, Ilsanker (87. Wimmer) – Sabitzer (85. Hinterseer), Alaba (65. Schöpf), Arnautovic – Harnik

Gelbe Karten: Quaresma, Pepe bzw. Harnik, Fuchs, Hinteregger, Schöpf

Torschüsse: 6 bzw. 1

Schüsse: 16 bzw. 3

Fouls: 15 bzw. 16

Eckbälle: 10 bzw. 0

Abseits: 4 bzw. 2

Pässe angekommen: 524 bzw. 354

Ballbesitz: 59 bzw. 41 Prozent