Das Obere Belvedere.

Foto: APA/Helmut Föhringer

Wien – Steigende Besucherzahlen, wachsende Erträge, das sind neben anderen Indikatoren jene, an denen im Museumsbetrieb Erfolg gemessen wird. Derlei wird auch nicht auf dem Altar der Korruptionsprävention geopfert, selbst wenn dieser Eindruck derzeit entsteht.

Die für Mai erwartete Bestellung der neuen Belvedere-Leitung, die ab Jänner 2017 als Doppelspitze ihren Dienst antritt, wurde Dienstagabend vom Kuratoriumsvorsitzenden ausgesetzt. Wegen "Compliance-Vorwürfen gegen die Geschäftsführung und leitende Angestellte", wie Hans Wehsely über eine Aussendung verlauten ließ. Ein externer Wirtschaftsprüfer sei beauftragt.

Verstöße der Geschäftsführung

Betroffen davon ist die seit 2007 amtierende Direktorin Agnes Husslein-Arco, die sich um eine Verlängerung bewarb. Oder auch Belvedere-Vize Alfred Weidinger und andere, man weiß es nicht. Denn selbst um welche Verstöße es geht, ist nicht in Erfahrung zu bringen. Die einen dürfen nicht, andere wollen nicht sprechen.

Wehsely etwa, der sich in der Causa für die Kommunikation zuständig erklärte, jedoch anderntags aufgrund diverser Sitzungen unerreichbar blieb. In solchen Fällen sei sofort "eine Compliance Untersuchung durchzuführen", begründet er den überraschend eiligen Ablauf auf aktuelle STANDARD-Anfrage. Denn Husslein befand sich auf einer Dienstreise im Ausland, konkret weilte sie bei der Art Basel und wurde nur telefonisch informiert.

Sonderprüfung beauftragt

Mangels konkreter Hinweise brodelt seither die Gerüchteküche. Geht es um kleine Gefälligkeiten und Dienste, die Mitarbeiter in ihrer Freizeit der Chefin und ihren Familienmitgliedern angedeihen ließen, die unter das Anfütterungsverbot fallen? Oder um ihre womöglich als private Passion verkannte Reisetätigkeit? Letztere war 2006 in Salzburg Thema. Der Landesrechnungshof kam zu dem Schluss, dass diese in unmittelbarem Zusammenhang mit Hussleins Funktion als Leiterin des Museums der Moderne stand. Bemängelt wurden einzig Kosten für Flüge von Wien nach München oder von Klagenfurt nach Wien in der Höhe von 1100 Euro, da sich der Dienstort in Salzburg befand.

Kaufmännische Leitung schon entschieden?

Im Rahmen der Pressekonferenz zur Ausstellung "Inspiration Fotografie" verlas eine um Fassung bemühte Agnes Husslein-Arco ein Statement. Demnach handle es sich bei diesen ihr "nicht im Detail bekannten Vorwürfen um interne Mitteilungen", die direkt an das Ministerium übermittelt wurden. Compliance-Regeln wären ihr ein großes Anliegen. Nachsatz: Bei der Revision für 2015 gab es keine Feststellung der Wirtschaftsprüfer, also müsse es um 2016 gehen.

Ob sich die Vorwürfe am Ende als haltlos entpuppen, wird die Sonderprüfung zeigen. Bleibt die Frage, wer etwaige Verstöße meldete. Ob aus dem Umfeld der Prokuristin Ulrike Gruber-Mikulcik, die sich für die kaufmännische Spitze bewarb, muss eine Mutmaßung bleiben. Dem Vernehmen nach könnte hier schon eine Entscheidung im Ministerium gefallen sein. Vielleicht zugunsten eines hoch qualifizierten Konkurrenten aus der Schweiz. (Olga Kronsteiner, 16.6.2016)