Über die Vor- und Nachteile von Gemeinschaftsbüros oder "Co-Working-Spaces" scheiden sich die Geister.

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Die Arbeitswelt verändert sich und mit ihr auch die Art und Weise zu arbeiten. Das Einzelbüro scheint ausgedient zu haben. Bürogemeinschaften werden bei Start-ups und (digitalen) Freiberuflern immer beliebter. Aber auch große Unternehmen entdecken das Konzept der "Co-Working-Spaces" zunehmend für sich. Der Trend kommt einmal mehr aus dem Silicon Valley, in dem erfolgreiche Player wie Google und Facebook an innovativen Produkten arbeiten. Die Idee hinter den Gemeinschaftsbüros: Offene Räume, der Austausch mit anderen, sollen für gute Einfälle sorgen.

Geht es nach einer aktuellen Studie von Regus, Anbieter für flexible Arbeitsraumlösungen, hat das gemeinsame Arbeiten in einem Büro aber noch weitere Vorteile: Laut Studie, für die 180 Entscheidungsträger in österreichischen Unternehmen befragt wurden, sind so genannte Co-Worker entspannter und ausgeglichener als andere Arbeitskräfte.

Bessere Vereinbarkeit

So berichtet die Hälfte aller Befragten, dass Co-Worker über eine bessere Work-Life-Balance verfügen. Der Grund: Sie kommen offenbar mit den oftmals konkurrierenden Anforderungen zwischen Privat- und Berufsleben besser zurecht. Ihre größeren Freiheiten bezüglich der Standortwahl (82 Prozent) ermöglichen es ihnen, näher an den ihnen wichtigen Standorten – von Konferenzräumen bis hin zum Fitnessstudio – zu arbeiten. Zudem finden die Befragten eine dynamische Mischung aus Arbeits- und Lebensumfeld angenehmer als das herkömmliche Büro-Umfeld. Co-Working unterstützt offenbar auch externe Arbeitskräfte darin, der Einsamkeit im Homeoffice (meinen 81 Prozent) ebenso zu entkommen wie einem "Couch-Potato-Lifestyle" (32 Prozent), und somit letztenendes gesünder zu leben.

Mehr als ein Drittel aller Unternehmer in Österreich sagen, dass Co-Working Stress reduziert (34 Prozent). Denn es bestehe eine größere Freiheit in der Standortwahl in Verbindung mit einem besseren Lebensumfeld. Arbeitskräfte, die Co-Working-Räume nutzen, berichten außerdem von vielseitigeren Freundschaften und Beziehungen (76 Prozent).

Gegenteilige Meinungen

Es gibt jedoch auch Experten, die das Arbeiten in einem Raum nicht für gesundheitsfördernd, sondern für gesundheitsschädigend halten. So beurteilt es beispielsweise der Arbeitsmediziner Heinz Fuchsig eher für eine Belastung als eine Bereicherung. Als den größten Nachteil des Gemeinschaftsbüros sieht Fuchsig den Lärm. Tatsächlich klagt, wie eine Befragung des Schweizer Staatssekretariats für Wirtschaft und der Hochschule Luzern zeigt, die Hälfte der in einem Großraumbüro Arbeitenden darüber, von Gesprächen des Gegenübers gestört zu werden.

Ein weiteres Problem bei Gemeinschaftsbüros sei, dass sie die Zahl der Krankenstände nachweislich erhöhen, sagt Fuchsig. Schuld daran sei einerseits die höhere Ansteckungsgefahr, andererseits, dass man darin seltener die Sitzhaltung ändere, sich insgesamt weniger bewege. Fuchsig: "Ein Grund dafür ist sicher Reizüberflutung. Dadurch nimmt man den eigenen Körper mit seinen Bedürfnissen weniger wahr." Den vermeintlichen Vorteil der besseren Kommunikation und des Ideenaustausches, hält Fuchsig für überschätzt. (lib, 19.6.2016)