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Was sich im Stadion beim Spiel zwischen England und Russland abspielte, erfuhren die TV-Zuseher erst nach dem Match. Live-Bilder von den Ausschreitungen gab es keine.

Foto: AP/Stavrakis

Wien/Paris – Nach den Beschwerden von Sendern wie ZDF, ARD aber auch dem ORF gegen Zensur ändert der europäische Fußballverband Uefa die Richtlinien für die Übertragung der Live-Spiele. Sollte es bei den Spielen der Europameisterschaft in Frankreich zu Ausschreitungen in den Stadien kommen, werden das künftig auch die Zuseher vor den TV-Geräten zu sehen bekommen. Das versicherte die Uefa den protestierenden Sendeanstalten, wie der ORF auf STANDARD-Anfrage sagte.

Zuletzt hagelte es Kritik, weil die Uefa keine Live-Bilder von den Krawallen im Stadion sendete, die das Spiel zwischen England und Russland überschatteten. Mit der Argumentation, dass Hooligans keine Bühne geboten wird, weil es dadurch zu einem Nachahmungseffekt kommen könnte, zeigt die Uefa beispielsweise auch keine Bilder von Flitzern. Der Fußballverband bewegt sich mit der Auswahl seiner Live-Bilder auf rechtlich sicherem Terrain. Das ist in den Verträgen mit den Sendeanstalten verankert.

ZDF mit eigenen Live-Kameras vor Ort

Um nicht alleine auf die Weltregie der Uefa angewiesen zu sein, mobilisiert das ZDF eigene Ressourcen. Am Donnerstag wird der Sender beim Spiel zwischen Deutschland und Polen mit eigenen Live-Kameras vor Ort sein. Das Match wird als Risikospiel eingestuft. Laut einem Bericht des "Handelsblatts" sollen bis zu zehn Kameras für ergänzende Bilder sorgen, sollt die Uefa neben dem Geschehen auf dem Rasen wieder nur strahlende oder traurige Gesichter auf den Rängen zeigen.

"Sollten aus unserer Sicht journalistisch relevante Situationen im Weltbild nicht angeboten werden, können wir mit diesen Kameras je nach Lage reagieren", sagte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz dem "Handelsblatt".

Laut der neuen Vereinbarung soll die Uefa den Sendern nach dem Spiel mehr Material zur Verfügung stellen. Der ORF verzichtet am Samstag beim Match zwischen Österreich und Portugal in Paris auf eigene Live-Kameras. (omark, 15.6.2016)