An eine Explosion soll nicht nur der Titel der Schau "Austrian Design Explosion", sondern auch die Architektur erinnern.

Foto: Laura Fantacuzzi & Maxime Galati Fourcade

Als wären die Exponate der Ausstellung Mikadostäbchen, scheinen sie wie durch Zufall in den Raum geworfen. Ganze 90 Antworten geben sie im Rahmen der Schau "Austrian Design Explosion" im Wiener Museumsquartier auf die Frage, was denn eigentlich österreichisches Design sei. Unterschiedlicher könnten diese kaum lauten, denn die Präsentation im Designforum versammelt Entwürfe aus den Bereichen Architektur, Mode, Industriedesign ebenso wie aus den Gefilden Klangkunst und Experimentalfilm.

Die Antworten reichen von der Hightech-Drohne über Entwürfe von Helmut Lang und den KTM-Feuerstuhl 1290 Super Duke GT bis hin zur Mannerschnitte – ein gut gewürzter Designeintopf mit unzähligen Zutaten also. Das Rezept für diesen könnte man mit den Worten des bekannten Designers Karim Rashid beschreiben: "Österreich hat eine einzigartige Position auf der Weltkarte. Gestalterisch und geografisch befindet es sich zwischen der Poesie italienischen Designs, der Ingenieursleistung deutschen Designs und der aufstrebenden Kreativität in Osteuropa."

Von Thonet-Stuhl bis Helioz-Wasserdesinfektionsgerät

Was den zeitlichen Rahmen betrifft, spannt die Schau einen beachtlichen Bogen von über 150 Jahren, vom Thonet-Stuhl Nr. 14 bis hin zu aktuellen Geschichten wie einem solarbetriebenen Wasserdesinfektionsgerät namens Wadi von Helioz. Auch das ist Design. Die Timeline reicht somit von der industriellen Revolution bis hin zu Fragestellungen, die sich ans digitale Heute richten und ihre Fühler auch ins Morgen ausstrecken.

Anders formuliert ist die Schau eine Art Klassentreffen einer ganzen Menge Jahrgänge, die sich sehr unterschiedlich entwickelt haben. Das gilt für Materialien, Verwendungszwecke, Technologien, soziale Umstände und für die Buchstaben der präsentierten Formensprachen.

Die Ausstellung, die 2015 im Triennale-Museum in Mailand – einer der renommiertesten Designinstitutionen der Welt – ihre Premiere anlässlich der Expo feierte, kommt nun also nach Hause, nachdem sie auch in Breslau Station machte. Insgesamt werden Exponate von 65 Herstellern in den Räumlichkeiten des Designforums präsentiert. Die an den Titel der Schau angelehnte "Explosions"-Optik vermeidet dabei auf lebendige Art und Weise Hierarchien zwischen den Objekten. Inspiriert wurde das Ausstellungsdesign übrigens von einer 3-D-Explosionszeichnung aus der Automobilindustrie.

Von Loos bis Lang

Freilich gibt es hier altbekannte Topstars (wieder) zu sehen, da wäre zum Beispiel der Dekanter Eve von Riedel oder die Gläserserie No. 248 von Adolf Loos. Aber wer vermag zu bestimmen, dass klassisch Gläsernes in der Designwelt höher steht als stillere Entwürfe wie ein Teppichentwurf von mischer'traxler oder ein Smartphone für Senioren aus dem Hause Emporia?

Initiiert wurde die Ausstellung von der Außenwirtschaft Austria der Wirtschaftskammer Österreich, kuratiert hat Robert Punkenhofer, der das Projekt als Brückenbau zwischen alten Meistern und heutigen Pionieren beschreibt. Dabei wartet dieser Brückenbau nicht mit einem verkopften Konzept auf, er reflektiert auch keine großen Fragestellungen. Das muss man der Schau allerdings nicht ankreiden. Ganz im Gegenteil. Die Ausstellung bietet die Möglichkeit zu heiterem wie interessantem Flanieren durch einen bunten Zoo heimischer Gestaltung, in dem jeder sein Lieblings-"Tier" finden kann. (Michael Hausenblas, RONDO, 27.6.2016)