Das Turnsackerl oder "Gym Bag" hat mittlerweile fast jeder Hersteller im Programm.

Foto: Franz

Neu ist das mit dem Turnsackerl nicht gerade. Vielmehr ist das Sackerl eine zu Stoff gewordene Kindheitserinnerung. Eine, in die man in der Volksschule die lästigen Turnsachen stopfte und vielleicht auch noch das Pausenweckerl. Und natürlich eine, die man gerne mal zu Hause vergaß.

Vor ein paar Jahren aber ging es los mit dem Revival der Kindheitserinnerungen: Mit den Polaroidkameras, den bunten Brillen und den Beuteln auf dem Rücken. Wann genau, ist nicht mehr so ganz nachvollziehbar. (Wikipedia behauptet, dass der Turnbeutel um 2010 herum zum "Lifestyle-Utensil der Kreativbranche" wurde.)

Das ist vielleicht auch gar nicht so wichtig. Sicher ist nur: Mittlerweile hat das Turnsackerl (im internationalen Jargon "Gym Bag") die Baumwolltasche zur Gänze abgelöst. Denn die war zu einem Massenphänomen geworden. Und der "Hipster mit dem Jutebeutel" zu einem Hassobjekt des Feuilletons.

Schnell musste was Neues her. Gleichzeitig erlebte der Rucksack ein Revival – warum also nicht die praktischen Eigenschaften des Rückengepäcks mit der Leichtigkeit des Baumwollsackerls verbinden? Es folgte die Erfolgsgeschichte des nicht wirklich praktischen Turnsackerls, gehalten von nicht mehr als zwei Baumwollschnüren.

Ihm widerfuhr allerdings das gleiche Schicksal wie der Baumwolltasche: Hersteller und Designer wollten mit möglichst individuellen Turnsackerln auftrumpfen. Also wurden die Baumwollteile mit Slogans bedruckt und mit Phrasen aufgepimpt.

Wer was auf sich hält, trägt jetzt also dumme Sprüche, das Logo eines Sportartikel-Herstellers oder das handgenähte Produkt eines obskuren Kleinstlabels (erstanden auf Etsy) durch die Gegend. Partner in Crime: um die Knie herum zerfetzte Jeans und ein ordentliches Paar Sneaker.

Blöd nur, dass so alle wieder ganz schön uniform aussehen. Darüber mag kein noch so individuelles Sackerl hinwegtäuschen. Auch kein Aufdruck heimeliger Assoziationsketten: "Fiakergulasch, Fluchtachterl, Favoriten, Falco, Feschmarkt" – sorry, Feschmarkt. (Anne Feldkamp, 16.6.2016)


Eine Auswahl aktueller Modelle:


Foto: Flugzeug

Beutel von Flug zeug, 44 Euro

Foto: Franz

Rosa Beutel von Franz aus Wien, 60 Euro

Foto: adidas

Beutel von Adidas aus der Kollektion Pride Pack, rund 20 Euro

Foto: Nike

Beutel von Nike, 18 Euro