In einem Massenspektrometer, wie hier im Labor der Ages, werden die Proben auf das Umweltgift HCB untersucht

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Wien/Klagenfurt – Am Montag wurden neue Messergebnisse über die HCB-Belastung in Kärnten präsentiert. 80 Proben wurden im gesamten Görtschitztal im Auftrag von Anwalt Wolfgang List gezogen. Die Proben prüft ein Bundesanalyseinstitut gegen. Die ersten 23 Proben sind bereits ausgewertet: Demnach ist das Görtschitztal stärker mit Hexachlorbenzol (HCB) belastet, als Zahlen des Land Kärnten bisher nahegelegt haben.

"Wir haben mit Sicherheit die richtigen Zahlen", betonte List am Montag vor Journalisten. Etwa 150 Millionen Euro wollen laut dem Anwalt nun rund 1.000 Menschen von der Wietersdorfer & Peggauer Zement GmbH, der Donau Chemie und der Republik Österreich – als Haftungsträger des Landes Kärnten – fordern. In drei Wochen will List den ersten Teil der Klage einbringen.

Der Grünen-Umweltlandesrat Rolf Holub sagte in einer Reaktion, dass die Abweichungen an unterschiedlichen Messmethoden liegen könnten. Zum Vergleich: Eine Messung des Landes Kärnten hat in einem Garten eine Belastung von 0,54 Mikrogramm HCB ergeben. Die Messung im Auftrag von List im selben Garten ergab einen Wert von 2,7 Mikrogramm.

Insgesamt wurde in einem Umkreis von 30 Kilometern rund um das Wietersdorfer Zementwerk eine hohe HCB-Belastung ausgewiesen – anders, als die Messungen durch das Land Kärnten nahelegten. Der Anwalt vermutet, dass die Proben unterschiedlich gezogen wurden. Laut Augenzeugen hätte das Land Proben aus einer Bodentiefe von 20 Zentimetern entnommen. "Das geht an der Realität vorbei", kritisierte List. In der neuen Untersuchung wurde das oberste Erdreich untersucht.

Holub: "Verschleiern nichts"

Das Land Kärnten hat im Gegenzug die eigene Messmethode verteidigt. "Wir haben uns stets an die Empfehlungen des Umweltbundesamts gehalten, wie eine Messung durchgeführt werden muss", sagte der Leiter der Abteilung 8, Harald Tschabuschnig. Bei Ackerböden wurde die Schicht von null bis 20 Zentimeter, bei Weideland von null bis zehn Zentimeter Tiefe beprobt, so Tschabuschnig weiter. Diese Methode sei die gängige in Österreich und ist im Auftrag des Landwirtschaftsministeriums entwickelt worden.

"Ich lasse mir nicht unterstellen, dass wir irgendetwas verschleiern – transparenter, als wir es machen, geht es gar nicht", wies der Umweltlandesrat die Vorwürfe in einer Stellungnahme zurück. Seit die Blaukalkverbrennung im Zementwerk gestoppt worden ist, habe es keinen HCB-Eintrag aus der Luft mehr gegeben. Laut Holub werde das Görtschitztal "jeden Tag sauberer, und daran kann auch der Herr Rechtsanwalt nichts ändern". (APA, july, 14.6.2016)