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Wie man sich bettet, so liegt man, heißt es. Der Markt ist kein gemachtes Bett für die Matratzenhersteller.

Foto: DPA/CHRISTOPH DRIESSEN

Wien – Auf dem Markt für Betten und Matratzen in Österreich tut sich was – und die österreichischen Hersteller haben nicht wirklich was davon. Laut einer vom Consultingunternehmen Kreutzer Fischer & Partner durchgeführten Untersuchung verlieren die österreichischen Hersteller von Matratzen-/Lattenrost-Systemen derzeit Marktanteile.

Es sind vor allem die in den USA weitverbreiteten Bettsysteme, die den Markt aufmischen – und dem die klassischen Produzenten wenig entgegenzusetzen haben: das Boxspringbett, das eigentlich eine hippe Weiterentwicklung des in den 1970ern beliebten Schlafpolstermöbels ist.

So ein Boxspringbett ist ein Schlafsystem, bei dem das Bettuntergestell statt aus einem Lattenrost aus einem Untergestell mit Federung (Boxspring) besteht. Untergestell und die Matratze darauf bilden eine Einheit. Angeblich schläft man darin besonders gut, doch kann auch ein ordinärer Lattenrost das Richtige für einen erholsamen Schlaf sein.

Große Möbelhäuser wie Lutz, Leiner oder Kika pushen das neue Schlafzimmerteil, da sie sich davon eine Belebung des ansonsten verschlafenen Marktes erhoffen. Denn der sogenannte Austauschmarkt macht den größten Teil der Matratzennachfrage aus. Und da sind die Österreicher säumig. Sie warten lange zu, bis sie ein durchgelegenes Teil austauschen. Die Nutzungsdauer durchschnittlicher Matratzen, das belegen Verkaufsdaten, liegt in privaten Haushalten bei 15 Jahren. Nicht anders ist es in österreichischen Beherbergungsbetrieben.

Alle fünf Jahre

Hersteller und Handel empfehlen einen neue Matratze alle fünf Jahre. Die Branche dürfte froh sein, wenn die Wechselquote auf hygienisch auch tragbare sieben bis zehn Jahre gesteigert wird. Allein dies würde nach Berechnung von Andreas Kreutzer den Verkauf um jährlich 150.000 Stück steigern.

"Die Hersteller tun zu wenig, um die Bevölkerung für einen früheren Matratzentausch zu sensibilisieren", meint der Marktforscher. Grundsätzlich dürfte der Konsument bereit sein für mehr Qualität. Denn vor allem der Verkauf von billigeren Schaumstoffmatratzen geht zurück.

Boxspringbetten – auch Amerikanische Betten genannt – kommen zwar auch aus heimischen Fabriken, die Mehrheit aber wird im Ausland produziert. Derzeit machen Boxspringbetten gerade einmal 2,7 Prozent des Marktes aus, aber wegen seiner typischen Größe substituiert ein Boxspringbett meist zwei Matratzen. "Das beschert den Herstellern von Matratzen-/Lattenrost-Systemen mehr und mehr Kopfzerbrechen", sagt Kreutzer.

Es räche sich, dass es in der Vergangenheit kaum klassische Markenwerbung gegeben habe. Die Hersteller hätten es dem Handel überlassen, für die entsprechende Werbung zu sorgen. Eine zunehmende Kannibalisierung in der Branche sei zu beobachten, zudem neue Anbieter. Online-Händler wie der Kaffeeröster Eduscho liefern Matratzen (und auch Boxspringbetten) bis ins Haus.

Laut Branchenradar erzielten die Hersteller 2015 mit Matratzen und Lattenrosten und ohne Boxspringbetten einen Umsatz von 117 Millionen Euro. Im Jahr davor waren es noch 121 Millionen gewesen. Verkauft wurden 344.000 Lattenroste und 728.000 Stück Matratzen.(Johanna Ruzicka, 13.6.2016)