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Foto: Reuters/Allegri

Vorraussagen sind immer gefährlich, vor allem wenn sie großmäulige republikanische Präsidentschaftskandidaten betreffen. Ich werde dennoch eine wagen: Der nächste Präsident der USA wird nicht Donald Trump heißen.

Das liegt nicht daran, dass seine politischen Botschaften, die sich aus Rassismus, Sexismus, Protektionismus, und einem gewissen Isolationsmus in der Außenpolitik zusammensetzen, unter bestimmten Umständen nicht mehrheitsfähig wären – etwa, wenn ein blutiger Terroranschlag die Nation kurz vor den Wahlen im November erschüttert.

Als Kandidat völlig ungeeignet

Es liegt an der Person von Donald Trump und seiner einzigartigen Persönlichkeit. Was ihn bei einem bestimmten Teil der amerikanischen Bevölkerung so attraktiv erscheinen lässt, macht ihn als Präsidentschaftskandidaten völlig ungeeignet.

Der Kampf ums Weiße Haus erfordert Geld, Disziplin und eine ausgeklügelte Strategie. Trump mag zwar reich sein- womöglich aber ist sein Reichtum genauso eine Erfindung wie vieles andere – aber er gibt sein Geld nicht gerne aus. Er hat keine Ahnung von Wahlkampforganisation und lässt sich nicht beraten. Und vor allem fehlt ihm jede Disziplin. Er ist ein von Instinkten, Emotionen und Hormonen getriebener Narziss, der immer das sagt, was ihm gerade durch den Kopf geht.

Gut für eine Minderheit, nicht für eine Mehrheit

Auf diese Weise konnte er zwar republikanische Nominierung für sich entscheiden – womit zugegebenermaßen fast niemand gerechnet hat. Aber dafür hat es ausgereicht, eine ganz bestimmte Minderheit unter den US-Wählern – vor allem weiße wenig gebildete Männer – für sich zu begeistern.

Hätten die USA ein Wahlsystem, in dem man mit 30 oder 40 Prozent der Stimmen die Macht übernehmen kann, dann hätte Trump eine Chance. Aber für den Einzug ins Weiße Haus braucht man eine absolute Mehrheit – oder beinahe eine. Und Trump ist nicht nur nicht mehrheitsfähig, er ist emotionell nicht in der Lage, sich für eine Mehrheit akzeptabel zu machen. Und wenn er es versucht, dann wirkt er hohl und langweilig.

Rassistische Attacken auf einen Richter

Die vergangene Woche hat es gezeigt. Während Hillary Clinton in Kalifornien triumphierte und Trump in einer außenpolitischen Rede direkt und sehr geschickt attackierte, legte sich dieser mit dem Bundesrichter an, der mit den Klagen von ehemaligen Studierenden seiner Trump University, die offenbar ein reiner Betrug war, befasst war.

Den Sohn von Einwanderern als Mexikaner zu beschimpfen, war höchst ungeschickt. Trump entlarvte sich damit als reiner Rassist, was auch zahlreichen republikanischen Politikern, die ihm bereits die Unterstützung zugesagt hatten, zu viel war.

Das war keine taktisch überlegte Attacke, das war eine reine Instinkthandlung eines Schlägers, der sich auf den Schlips getreten fühlt.

Zahlreiche geschäftliche Skandale

Inzwischen häufen sich die Berichte über geschäftliche Skandale – Firmen, die Trump in den Konkurs getrieben hat, weil er seine Rechnungen nicht bezahlte, oder Pleiten, aus denen er dennoch unbeschadet ausgestiegen ist.

Und irgendwann könnte sich herausstellen, dass Trump gar kein Milliardär ist, sondern nur ein gut bezahlter Reality-TV-Star. Das wäre erstens seinem sorgfältig gepflegten Image abträglich, und könnte ihn zweitens so wütend machen, dass er wieder wild um sich schlägt. Das kann sich kein Mann leisten, der im Falle eines Wahlsieges den Finger am Nuklearknopf hätte.

Das Schafspelz juckt ihn zu sehr

Wäre Trump disziplinierter, hätte er eine Chance auf die Mehrheit– so wie sie etwa in Österreich Norbert Hofer hatte, der seine Radikalität und Aggressivität meist gut kaschieren kann. Aber wenn Trump ein Schafspelz überstreift, beginnt es ihn bald zu sehr zu jucken, und sofort schaut das Wolfsmaul heraus.

Trump wird gegen Hillary Clinton untergehen – und mit ihm vielleicht auch viele weitere republikanische Kongresskandidaten. Aber andere Politiker werden den Wahlkampf studieren und zum Schluss kommen, dass solche nationalistischen und rassistischen Botschaften funktionieren können, wenn sie das richtige Sprachrohr finden.

Zum Glück ist Trump das nicht. Die Welt kann sich über ihn und seinen Wahlkampf wundern. Fürchten muss sie ihn nicht. (Eric Frey, 11.6.2016)