De Boulognes Wirtshausszene wurde nach zwanzig Jahren wiedergefunden.

Foto: Art Loss Register

Wien – Das Auffinden gestohlener Kunstwerke ist ein lukrativer Geschäftszweig. Detektivische Kenntnisse sind nicht immer notwendig, schon das Verwalten von Suchmeldungen kann zielführend sein. Zu den bekannteren Unternehmen gehört das in London ansässige Art Loss Register (ALR): Es listet in seiner Datenbank mehr als 500.000 gestohlene – von Behörden zur Fahndung ausgeschriebene und von Versicherungen oder Privaten gesuchte – Kunstwerke. Jede Registrierung kostet 15 Euro (exkl. MwSt.), für in Verlust geratene Sammlungen kann man Sonderkonditionen verhandeln. Während des Zweiten Weltkriegs entzogene Kulturgüter sind nur ein Teil dieses Bestands, der andere datiert aus jüngeren Raubzügen.

Private Sammler, vor allem aber der Kunsthandel lassen zum Verkauf oder zur Versteigerung gelangende Kunstwerke von ALR überprüfen, bei manchen Kunstmessen (etwa der Tefaf in Maastricht) sind diese Checks vom Veranstalter sogar vorgeschrieben. Jede Abfrage kostet 80 Euro pro Werk, für 25 Objekte gibt es eine Pauschale von 700 Euro.

In einem aktuellen Fall geht es um zwei Gemälde, die 1994 in Rom entwendet wurden: eine großformatige Schlachtenszene von Aniello Falcone (1607-1656) sowie eine Wirtshausszene mit Musikanten aus der Werkstatt Valentin de Boulognes (1591-1632).

Überprüfung

Zwanzig Jahre später führte die von einem Privaten im Dezember 2014 beauftragte Überprüfung zu einem Treffer in den Datenbeständen. Nachforschungen ergaben schließlich, dass sich die beiden etwas ramponierten Gemälde in einem Londoner Lager befanden.

Der Besitzer sei laut einer Aussendung nicht in den Diebstahl verwickelt gewesen und habe auf etwaige Ansprüche verzichtet. Ende Mai kehrten die Gemälde nach Italien zurück, wo sie von einem Restauratorenteam in Empfang genommen wurden.

Der Wert der Kunstwerke beläuft sich auf 10.000 bis 30.000 Euro für das Bild von de Boulogne sowie 80.000 bis 150.000 Euro für Falcones Schlachtenszene, Daran orientiert sich auch die Provision für ALR: fünf Prozent für die Lokalisierung zuzüglich weiterer zwanzig Prozent für die Abwicklung der Rückführung. (Olga Kronsteiner, 10.6.2016)