Models bei der Show von Dolce & Gabbana in Mailand. Domenico Dolce zählt selbst zu den Absolventen einer italienischen Modeschule.

Foto: DANIEL DAL ZENNARO

In Italien, Modeland numero uno, haben nicht nur ein Drittel der weltweiten Luxusmodeunternehmen ihren Sitz. Auch die Modeinstitute, welche die Studenten vom Design über Werbung bis zum Einkauf ausbilden, erleben derzeit einen Boom. Zentrum der Modeausbildung ist Mailand, auch wenn Florenz und Venedig an Bedeutung gewinnen.

Das Angebot der Modeschulen differiert je nach Studienzeit, Typologie und Studienabschluss. Die sieben großen Modeinstitute, sowohl die privaten wie auch die staatlichen, haben einen gemeinsamen Nenner: Die Nachfrage nach Studienplätzen übertrifft weitgehend das Angebot. Die Möglichkeiten, knapp nach Studienabschluss einen Arbeitsplatz zu finden, sind größer als in den meisten übrigen Bereichen. Auch herrscht ein wachsender Trend zur Internationalisierung, zum englischsprachigen Unterricht vor.

Famose Absolventen

Dies wird auch beim Mailänder Modeinstitut Naba bestätigt, dessen Mastertitel nach dreijährigem Studiengang vom Unterrichtsministerium voll anerkannt wird. Kein anderes Institut weist ein derart vielfältiges Angebot rund um die Mode auf. Dieses reicht von Mode- und Zubehör-Stylisten über Modellisten, Illustratoren, Visual Merchandiser oder Organisatoren von Mode-Events bis hin zu Kostümausstattern für Kino und TV.

Die älteste und wohl auch bekannteste Modeschule ist das seit 80 Jahren bestehende Mailänder Istituto Marangoni mit "Filialen" in Florenz, London, Paris und Schanghai. "Vier Generationen von Modespezialisten wurden hier ausgebildet" sagt Managing Director Roberto Riccio durchaus mit Stolz. Zu den famosen Absolventen des Instituts zählen u. a. Franco Moschino und Domenico Dolce (Dolce & Gabbana) sowie Stardesignerin Alessandra Facchinetti (Gucci, Valentino). 2015 zählte das Institut 4000 Studenten aus 106 verschiedenen Staaten. Seit kurzem hat das Modeinstitut Marangoni auch einen Ableger in Florenz, die "School of Fashion & Art", eröffnet, wo auch Spezialkurse für Kunstmanagement und Multimediakunst angeboten werden.

88 Prozent finden einen Job

Um in Florenz zu bleiben: Hier hat auch die Modeschule Polimoda wachsenden Zulauf. Übrigens ist Polimoda die einzige Modeschule, die unter den zehn weltweit wichtigsten von Business of Fashion selektionierten Modeschulen rangiert. Polimoda-Direktor Danilo Venturi führt diesen Erfolg nicht nur auf die hohe Qualität der Didaktik zurück: "Wir haben uns eine individuelle Betreuung der Studenten zum Ziel gesetzt und versuchen, so viel Praxis wie möglich in den Lehrplan einzubinden." Venturi verweist auf Kontakte zu den 600 namhaften Modeunternehmen und auf den Erfolg der Absolventen bei der Arbeitssuche. 88 Prozent unserer Studenten finden innerhalb von sechs Monaten nach Beendigung ihres Studiums einen Job.

Den privaten Schulen wie Marangoni oder Polimoda stehen immer mehr staatliche Universitäten mit ihren Modelehrgängen gegenüber. So werden etwa an der Technischen Hochschule Politecnico in Mailand nicht nur Ingenieure und Architekten ausgebildet, sondern auch Modedesigner.

Fehlt: internationaler Wettbewerb

Auch die Iuav-Universität in Venedig hat es sich zum Ziel gesetzt, hochqualifizierte Modeprofis auszubilden. Der dreijährige Masterkurs in Venedig ist 80 Studenten vorbehalten. Fünfmal so viele Anmeldungen gibt es jedes Jahr. "Wir versuchen derzeit, uns mehr zu internationalisieren, nehmen Erasmus-Studenten auf und haben jährlich fünf chinesischen Studenten mit dem Marco-Polo-Programm einen Platz gesichert", sagt Direktorin Maria Luisa Frisa. Sie sieht aber auch einen Mangel: "Die internationale Wettbewerbsfähigkeit kommt bei den italienischen Modeschulen – etwa im Vergleich zu New York oder London – zu kurz." (Thesy Kness-Bastaroli, XX.6.2016)