Identitäre demonstrieren in Wien im Mai 2014.

Foto: Robert Newald

Die Störaktionen der sogenannten Identitären häufen sich. Die rechtsextreme Gruppe stürmt Theateraufführungen, Parteigebäude und neuerdings Vorlesungen. Bei der jüngsten Aktion an der Universität Klagenfurt kam es auch zu körperlicher Gewalt, ein Mann verpasste Rektor Oliver Vitouch einen Schlag in die Magengrube.

Nicht nur die Parolen, die Ideologie und die gewalttätigen Aktionen der Identitären sind besorgniserregend, sondern auch der unbeholfene Umgang der Medien mit ihnen. Obwohl der Verfassungsschutz die Gruppe beobachtet und als rechtsextrem einstuft, wird sie in Medienberichten oft lediglich als "rechtsgerichtet", ihre Mitglieder als "Aktivisten" bezeichnet. Ihr damaliger Obmann Alexander Markovics durfte vergangenen November im ORF-"Bürgerforum" als "einfacher Bürger" sein Statement abgeben. Nach Aktionen wie der Erstürmung des Theaterstücks "Die Schutzbefohlenen" wurden Stellungnahmen und Bekennerschreiben der Identitären unkommentiert in die Berichterstattung übernommen.

Keine Springerstiefel

Eine mögliche Erklärung für den unreflektierten medialen Umgang mit der rechtsextremen Gruppe sind ihr Habitus und ihre Wurzeln im bildungsbürgerlichen Milieu. Die neuen Rechten tragen lässiges Hipstergewand und verschleiern ihre Agenda mit neu konstruierten Begriffen wie "Remigration". Sie sprechen von einer Invasion in Europa und warnen, dass ein "großer Austausch" stattfinde. Gleichzeitig wollen sie lediglich als besorgte Patrioten und "Jugendbewegung" verstanden werden und distanzieren sich angeblich von Gewalt.

Volksgemeinschaft und Abwehrkampf

Aber auch wenn sich die selbsternannte "Bewegung" in ihrem Selbstverständnis nicht in der Nähe der Nazis sehen will und einen bürgerlichen Habitus an den Tag legt, gehen ihre Vertreter von der Ungleichwertigkeit von Menschen aus, verfolgen die rassistische Vorstellung einer homogenen Volksgemeinschaft und sehen die Mehrheitsgesellschaft in einem Abwehrkampf gegen alles Fremde.

Um der journalistischen Aufgabe einer gründlichen Einordnung nachzukommen, braucht es eine Auseinandersetzung mit den neuen Ausprägungen von Rechtsextremismus. Springerstiefel und Hitlergrüße sind schon lange nicht mehr einzige Indikatoren für rechtsextreme Taten und faschistoides Gedankengut. (Olivera Stajić, 10.6.2016)