Cristiano "CR7" Ronaldo reiste mit dem angenehmen Gefühl nach Frankreich, dass in den vergangenen zwölf Monaten weltweit kein Sportler mehr als er verdient hat.

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Wien – Die Mikrowelle sitzt bei der EM wohl nur auf der Bank, Fee Naseweis lässt sich vertreten, dafür sind Justin Bieber und Shrek dabei. Spitz- oder Künstlernamen sind im Fußball weit verbreitet, zuweilen gibt die Industrie den Takt vor. Viele Titulierungen sind millionenschwere, geschützte Markennamen wie Cristiano Ronaldos "CR7" – ihnen geht oft der Charme ab, dafür tragen sie zum Auskommen bei. Portugals Superstar, in den vergangenen zwölf Monaten nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes mit 77,2 Millionen Euro der bestverdienende Sportler weltweit, kann das nur recht sein.

Auf der Beliebtheitsskala ganz oben steht immer noch die schlichte Abwandlung des Spielernamens, das notorische "Ibracadabra" bei Zlatan Ibrahimovic beispielsweise. Gern Bezug genommen wird aber auch auf körperliche Eigenheiten wie bei Modellathlet Robert "The Body" Lewandowski oder dem kompakten Schweizer "Kraftwürfel" Xherdan Shaqiri. Nicht aus der Mode kommt der klassische, zumeist im Ausland verliehene Ehrentitel wie das spanische "El Cañón de Galés" für den Waliser Gareth Bale.

Kreatives kommt zumeist aus dem Süden. Die angeführte "Mikrowelle" beispielsweise heißt mit bürgerlichem Namen John Guidetti, ist schwedischer Stürmer und bei der EM der Mann hinter Ibrahimovic. Guidetti wechselte im Sommer 2015 nach Vigo, traf mehrmals als Joker – wie eben die Mikrowelle lieferte er also stets innert weniger Minuten.

Immer beliebt sind Ableitungen aus der Populärkultur. Englands Stürmer Wayne Rooney könnte sogar als Kampfork durchgehen, durchgesetzt hat sich der nettere Oger "Shrek" als Namensgeber. Ganz übel hat es Russlands Alexander Kokorin erwischt. Seit Teamkollege Roman Schirokow in die Welt setzte, dass jener wie ein kanadischer Jungpopstar aussehe, muss sich der Offensivspieler "Justin Bieber" gefallen lassen.

Piccolo Pirlo verletzt

Italiens Antiquität Andrea Pirlo wird von den Landsleuten "Trilli Campanellino" gerufen – Fee Naseweis, wegen seines Hangs zur Magie auf dem Feld. Teamchef Antonio Conte allerdings verzichtet bei der EM auf den Maestro, Marco Verratti sollte für ihn Regie führen, aber der "Piccolo Pirlo" von PSG ist verletzt.

Verratti steht für die Spitznamengruppe, die sich an großen Vorbildern orientiert. Dazu gehört auch Spaniens Abwehrchef Gerard Piqué: Wer dem Barça-Star huldigen will, nennt ihn "Piquenbauer" – wer ihn nerven will, "Señor Shakira".

Wenig originell geht es in Österreich zu, einst eine Spitznamenhochburg. Wo früher ein Schneckerl geigte, der Goleador netzte, der Aschyl oder Wödmasta (Ernst Happel) auf der Trainerbank saß und noch immer vom Gschropp (Gerhard Hanappi) und vom Papierenen (Matthias Sindelar) sowieso geschwärmt wird, gibt es nur mehr Namenskurzformen wie Nautl, Drago oder Juno.

Den deutschen Kollegen geht es nur geringfügig besser mit Schweini und Poldi. Früher liefen die "Walz aus der Pfalz" (Hans Peter Briegel) oder der "schöne Hansi" (Müller) auf.

Noch bitterer: Österreich schickt "Das Nationalteam", Deutschland (peinlicherweise) "La Mannschaft" ins Rennen – gegen die Furia Roja, die roten Teufel, die Squadra Azzurra, die Équipe Tricolore, die Three Lions et cetera. (sid, lü, 9.6.2016)