Europas Finanzbranche (im Bild die Frankfurter Skyline) bräuchte bei neuen Regeln für den Umgang mit Staatsanleihen viel zusätzliches Kapital, so Fitch.

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Frankfurt – Den europäischen Banken droht bei schärferen Regelungen zu Staatsanleihen laut einem Pressebericht eine Kapitallücke in Milliardenhöhe. Im Extremfall müssten die EU-Geldinstitute ihre Kapitalpolster um bis zu 170 Mrd. Euro aufbessern, zitiert die "Financial Times" (Mittwoch) aus einer Studie der Ratingagentur Fitch, die an diesem Mittwoch veröffentlicht werden soll.

Alternativ müssten sie sich von Staatsanleihen im Umfang von fast 500 Mrd. Euro trennen. Bei ihren Berechnungen stützen sich die Fitch-Experten auf bisherige Überlegungen der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese wollen die Abhängigkeit der Banken von den Finanzen ihrer Heimatstaaten verringern. Die Geldinstitute müssten die Ausfallrisiken der Staatsanleihen in ihren Bilanzen demnach künftig stärker berücksichtigen. In der Folge müssten sie ihre Kapitalbasis durch die Ausgabe neuer Aktien oder durch den Abbau von Risiken stärken.

Fitch in der Studie fünf Szenarien durchgerechnet: Bei der mildesten angenommenen Regulierung müssten die Banken in der EU ihr Kapital demzufolge um insgesamt 15 Mrd. Euro aufstocken. Im härtesten Szenario wären es 170 Mrd. Euro. Der Zeitung zufolge sieht Fitch vor allem kleine Banken in schwächeren Staaten von der Neuregelung betroffen, die viele Staatsanleihen in ihren Beständen haben. Dazu gehörten Geldinstitute in Portugal, Italien und Spanien. (APA, 8.6.2016)