Drahtlosnetzwerke sind dieser Tage vor allem in urbanen Gebieten zunehmend Opfer ihres eigenen Erfolgs. Die hohe Dichte führt vielerorts durch Interferenzen zu ärgerlichen Übertragungsproblemen. Insbesondere die Kanäle im 2,4-GHz-Band sind mittlerweile ziemlich "verstopft". Etwas besser ist die Situation im 5-GHz-Bereich. Doch auch hier kommen sich immer mehr WLANs auf engem Raum in die Quere.

Ein neuer Wifi-Router namens "Portal" soll hier nun Abhilfe schaffen. Die Erfinder versprechen durch ihren Zugang eine deutliche Minimierung der Störungen und dadurch höhere Reichweite, schnellere Übertragung und bessere Bandbreite im häuslichen Netzwerk. Auf Kickstarter sorgt das Gerät derzeit für enorme Nachfrage.

Nutzt den DFS-Bereich

Der Trick des Routers ist es, auch einen Teil des 5-GHz-Bereichs abzudecken, den andere Geräte üblicherweise nicht bedienen. Konkret geht es um die DFS (Dynamic Frequency Selection), die in den USA zwischen 5.250 MHz und 5.710 MHz liegt. Herkömmliche Router nutzen nur Bänder, die entweder darüber (5.735 MHz bis 5.835 MHz) oder darunter (6.170 MHz bis 5.250 MHz) liegen.

Grund für diese Auslassung ist, dass das DFS eigentlich Notfalldiensten und anderen Einrichtungen wie Radarstationen vorbehalten ist. Die US-Regulierungsbehörde FCC erlaubt die Nutzung dieses Bereichs trotzdem, jedoch nur in Kombination mit Radarerkennung. Bemerkt ein Gerät auf einem der Bänder ein Radarsignal, so muss es den Kanal für mindestens 30 Minuten verlassen.

Ignition Design Labs

Radarerkennung

Portal wurde mit einem entsprechenden Erkennungsmechanismus ausgestattet und kann sich daher auch der DFS-Channels bedienen, wofür gleich neun integrierte Antennen zum Einsatz kommen. Weil diese Kanäle im näheren Umfeld praktisch frei sind, soll der Funkverkehr im eigenen WLAN praktisch frei von äußeren Störfaktoren und somit verlässlicher und schneller ablaufen.

Zusätzlich kommen auch noch softwarebasierte Mechanismen zum Einsatz, die weitere Verbesserungen erwirken sollen. Die Bandbreite innerhalb des Drahtlosnetzwerks soll um bis zu 250 Prozent gesteigert, die effektive Reichweite des WLANs in einem Umfeld wie städtischen Wohnhäusern nahezu verdoppelt werden. Die Erfinder titulieren ihr Gerät als den größten Durchbruch in Sachen WLAN seit 15 Jahren.

Foto: Ignition

Per Browser oder App bedienbar

Eingerichtet und bedient wird der Router per Browser-Interface oder App. Dabei sollen neben Standardfeatures auch Funktionen wie eine Anmeldung von Gästen per Facebook oder Two-Step-Authentication für Geräteadministratoren zur Verfügung stehen. Das Portal erlaubt auch Fernzugriffe über einen VPN-Tunnel. Zur weiteren Ausstattung des Routers gehören vier Gigabit-Ethernetports sowie zwei USB-Schnittstellen.

In Österreich ist die DFS für den Bereich von 5.470 MHz bis 5.725 MHz festgelegt. Laut RTR dürfen in diesem Bereich auch WLANs betrieben werden, es gibt keine "technischen oder administrativen Bedingungen". Behördliche Anzeigepflicht besteht generell nur, wenn man einen Hotspot gegenüber Dritten gewerblich anbietet.

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Lieferung soll bald starten

Gemäß der Timeline von Ignition, dem Unternehmen hinter Portal, ist die Entwicklung des Routers abgeschlossen. Noch in diesem Monat sollen die ersten Vorproduktionsgeräte vom Band laufen. Im Juli will man mit der Auslieferung an Käufer in den USA und Kanada starten. Im September folgt die Zertifizierung für den europäischen Markt und der dortige Lieferstart, ehe schließlich Japan an der Reihe ist.

Die am 10. Mai gestartete Kickstarter-Kampagne hat ihr Ziel von 160.000 Dollar mittlerweile weit übertroffen. Knapp einen Monat vor Ablauf liegt man bereits bei 530.000 Dollar. Interessenten sollen für ein Investment von 159 Dollar (rund 140 Euro) einen der Router erhalten. (gpi, 7.6.2016)