Haim Harari, einer der geistigen Väter des IST Austria, hält wenig vom Gießkannensystem in der Forschungsförderung.

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Klosterneuburg – Damit an einem Forschungsinstitut Wissenschaft auf Weltniveau betrieben werden kann, sollte ein einfaches Rezept eingehalten werden: Man holt die besten Leute, stellt ihnen großzügig bemessene Ressourcen zu Verfügung und lässt ihnen dann möglichst freie Hand. Das erklärten Vertreter aus Forschung und Wissenschaftsmanagement bei der Diskussion zum Thema "Was Forschungsinstitutionen exzellent macht?" am Montagabend am IST Austria in Maria Gugging.

Verfolge man allerdings den Ansatz, mehr oder weniger alle wissenschaftlichen Institutionen eines Landes mit in etwa den gleichen Mitteln auszustatten, also mit der Gießkanne zu fördern, führe das nur in Ausnahmefällen zu Top-Forschung, sagte Haim Harari, langjähriger Präsident des Weizmann-Instituts in Rehovot (Israel) und einer der geistigen Väter des ISTA.

Harari sprach damit natürlich über das IST selbst: 2012 gab es eine langfristige Finanzierungszusage vom Bund und vom Land Niederösterreich in Höhe von rund 1,4 Mrd. Euro. In den Jahren zwischen 2017 und 2026 stellt der Bund dem Institut in Summe maximal 990 Mio. Euro zur Verfügung, das Land 368 Mio. Euro. Ein Teil des Geldes ist an die Einwerbung von Drittmittel und an die Erfüllung von Qualitätskriterien gebunden. Jedenfalls kann man damit international renommierte Wissenschafter langfristig ans Haus binden.

Sieben Jahre nach der Eröffnung des Campus sei man auf einem guten Weg, "das Hauptziel, in die Topliga aufzusteigen, zu erreichen", sagte IST-Präsident Thomas Henzinger. Das lasse sich unter anderem an den seither sehr zahlreich eingeworbenen hochdotierten Förderpreisen des Europäischen Forschungsrates (ERC) ablesen. Das sah auch die frühere Präsidentin des Europäischen Forschungsrats ERC, die Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny so. Jede Institution unterliege einem gewissen Lebenszyklus: "Sieben Jahre sind ein wunderbares Alter", die "Midlife-Crisis" komme im Regelfall dann in den 20ern, sagte die österreichische Wissenschaftsforscherin.

Am Positivbeispiel IST zeige sich, wie schnell heutzutage ein herausragendes Forschungszentrum aufgebaut werden könne, wenn man das richtige Konzept unter den richtigen Rahmenbedingungen unbeirrt umsetzt, so der Präsident der ETH Lausanne, Patrick Aebischer. Angesichts dessen werde auch deutlich, dass es schnell wieder in die andere Richtung gehen könne.

Um über längere Zeiträume hinweg an der Spitze zu bleiben, müsse ein Institut laut Nowotny sicherstellen, dass es immer neue "kompetente Rebellen" anzieht. Das seien junge Forscher, die den Stand der Dinge auf diversen Gebieten kritisch hinterfragen und gleichzeitig sehr hohe Kompetenzen auf diesen Gebieten haben.

Neben exzellenten Forschern brauche es allerdings auch "exzellente Kooperationen", wie Rolf-Dieter Heuer sagte, der bis Ende 2015 Generaldirektor des europäischen Kernforschungszentrums Cern war. Das beinhalte auch die Zusammenarbeit einer Institution mit der breiteren Öffentlichkeit. "Um wirklich innovativ zu sein, braucht es eine starke Verbindung zur Gesellschaft", betonte auch Olaf Kübler, ehemaliger Präsident der ETH Zürich. Kübler, Harari und der mittlerweile verstorbene ehemalige Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Hubert Markl, haben vor zehn Jahren mit einem Bericht an die Politik die Gründung des IST Austria betrieben. (APA, red, 8.6.2016)