Birgit Gerstorfer soll die oberösterreichische Landespartei übernehmen.

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Linz – Nach einer monatelangen Suche und etlichen Absagen hat die SPÖ Oberösterreich nun eine neue Landesparteichefin: Die bisherige AMS-Chefin Birgit Gerstorfer wird den heiklen Job übernehmen – und auch als neue Soziallandesrätin die reine Männerriege in der oberösterreichischen Landesregierung beenden. Gerstorfer gilt als Frau der Mitte in der SPÖ mit guten Kontakten und Verbindungen in alle Richtungen. Sie wurde mit 83 Prozent im Landesparteivorstand gewählt.

Interimschef Johann Kalliauer sieht das etwas anders: "Wir haben nicht ein halbes Jahr vergeblich gesucht, sondern ganz bewusst mit organisatorischen Dingen begonnen. Ich wollte Birgit Gerstorfer noch nicht im Jänner den Mühlstein umhängen und sagen, 'Schwimm durch die Donau'."

Entscheidung in der Nacht

Ein bitterer Beigeschmack ist aber der Umstand, dass Gerstorfer offensichtlich nicht die erste rote Wahl war. In der Nacht von Sonntag auf Montag hatte der Interimschef und AK-Präsident noch die rote Führungsriege gemeinsam mit Sozialminister Alois Stöger zu einer nächtlichen Sitzung ins Büro gebeten. Mit einem Ziel: Stöger sollte den Parteivorsitz übernehmen, Gerstorfer Landesrätin werden. Eine Variante, die auch die AMS-Chefin bis zuletzt präferierte. Doch Stöger trotzte dem Lobgesang der oberösterreichischen Genossen – und Gerstorfer willigte in den Morgenstunden unmittelbar vor dem Parteivorstand ein. Kalliauer sagt dazu: "Wir haben noch einmal alle Varianten durchdiskutiert." Jetzt gebe es eine "neue, starke Frau in der SPÖ".

Gerstorfer will die Schwerpunkte auf Arbeit, Bildung und Wohnen legen. "Es war spannend. Ich war mir nicht ganz sicher, wie ich diesen Vormittag verbringen werde. Es gab viele Gespräche. Schließlich hat mich Johann Kalliauer vorgeschlagen. Ich freue mich, die Partei zu übernehmen. Ich hatte ausreichend Zeit, mir zu überlegen, ob ich es will und wie ich meine zukünftige Aufgabe sehe", sagt die designierte Parteichefin.

Die 52-Jährige steht jetzt vor einer Herkulesaufgabe: Die SPÖ Oberösterreich befindet sich nach der Landtagswahl im September des Vorjahres – mit mageren 18,4 Prozent hat man das schlechteste Ergebnis in der Parteigeschichte eingefahren – am absoluten Tiefpunkt. "Ich habe keine masochistischen Züge, aber ich bin ein risikofreudiger Mensch", sagt Gerstorfer dazu.

Ihre Bestellung soll am Landesparteitag am 18. Juni fixiert werden. (Markus Rohrhofer, 6.6.2016)