Wien – Als wandernde Heldin der zeitgenössischen choreografischen Performance in Wien spielt Barbara Kraus mit sichtlichem Genuss auch ein bisserl Monstrum. Nachzuprüfen ist das aktuell in ihrem jüngsten Werk Out there is a field, das vom Tanzquartier Wien noch bis Samstag gezeigt wird – als Duett mit der Philosophin Elisabeth Schäfer.

Da draußen ist ein Feld: Kraus geht mit Nietzsche in die Natur.
Foto: Barbara Kraus

Der Raum, den Kraus für ihr Publikum eingerichtet hat, wirkt auf strapaziöse Art entspannend. Sitzgelegenheiten, die überall verteilt und keinesfalls bequem sind, bilden das Buffet, an dem sich Kraus bedient. Als knurrendes oder schnurrendes Untier brockt sie sich ihren Zuschauerinnen und Zuschauern ein, kostet von der und jenem, lässt aber die meisten zu deren Erleichterung oder Enttäuschung ungeknuddelt.

Im Gegensatz dazu wahrt Elisabeth Schäfer als cooles Medium der Philosophie Distanz, während sie Friedrich Nietzsche und Jacques Derrida aufmischt und etwas Jacques Lacan dazugießt. Das hat Geschichte, denn ein Teil der Wiener Philosophie erprobt sich seit einigen Jahren an Performanceformaten. Was sich gut trifft, weil die tänzerische Performance ihrerseits seit gut zwei Jahrzehnten an Verbindungen zur Philosophie arbeitet.

Die eine Seite sucht ihren überfrachteten akademischen Apparat abzuschütteln, die andere wechselt von der vergeblichen Kritik an den Verhältnissen in Denkbewegungen. Die Kunst kann mit der Philosophie machen, was sie will, und die Philosophie beginnt, dieses Schauspiel der Freiräume zu genießen. Bei Out there is a field zeigt sich ein weiterer Ansatz für einen Tanz zwischen den beiden. Kraus und Schäfer zelebrieren eine bewegende, intime gemeinsame Lektüre, die in ihrer Inszenierung, nicht aber inhaltlich locker daherkommt.

Nach Nietzsche mit Derrida sollen am Freitag noch die posthumanistische Feministin Rosi Braidotti und am Samstag die Poststrukturalistin Hélène Cixous herbeigezaubert werden.(Helmut Ploebst, 3.6.2016)