Kaum hatte der Mann, den sie im Büro den Absolut Kopflosen Nick nannten, die Wange für einen kurzen Powernap auf den dringend abzuschließenden Entwurf des Leistungskatalogs zuhanden der Key-Account-Abteilung gelegt, fand er sich auch schon wieder in seinem alten Traum, der Stier von Pamplona zu sein. Geblähte Nüstern, Schaum um den Mund, im Nacken eine tolle Wut.

So jagte er durch die Gassen der alten Stadt und verscheuchte seine Angst, indem er sie unter die rennenden Massen verbreitete. Blut und kalter Schweiß strömten zuhauf, Jäger und Gejagte hinterließen eine Spur der Verwüstung. Kurz: eine Sternstunde sondergleichen. Als Nick die Augen öffnete und seinen Kopf vom dringend abzuschließenden Entwurf des Leistungskatalogs zuhanden der Key-Account-Abteilung hob, verspürte er den dringenden Wunsch, einem Mitmenschen das Leben zu retten.

Es war jedes Mal das Gleiche. Nach dem Traum kannte seine Liebe zur eigenen Spezies keine Grenzen. Doch heute fand er das Büro vollständig entvölkert. Überall verstreut lagen Hängeregister, Tabellen und gerahmte Kinderfotos. Die Bildschirmschoner malten stoisch ihre Figuren, ein Tischventilator surrte, auf dem Teppichboden glänzten frische Blutspuren. (Jens Steiner, Album, 3.6.2016)