Beim ersten Secondo verlangte ich das Antragsformular für die Staatsbürgerschaft der Repubblica di Perno, bei der wirklich schönen Panna Cotta wollte sich dann auch die Wunderbare von der einstöckigen Minirepublik mit schmuckem Schanigarten in dem von Monforte d'Alba eingemeindeten Winzort Perno einbürgern lassen.

Woraus Sie schon erkennen können, dass sich die Schönheit der Scheidung ganz und gar nicht auf unsere kleine Farm bezieht. Aber umso mehr auf unsere neue Nationalität. Wenn ich das alles richtig verstanden habe.

Denn dann gibt es das Repubblica die Perno nämlich vor allem, weil sich Marco Forneris nicht mehr so gut mit seiner Partnerin verstand. Die behielt das La Libera in Alba, das Forneris gut eineinhalb Jahrzehnte bespielte (und das mich vor ein paar Jahren nicht restlos überzeugte). Und Forneris gründeteseine eigene Republik ein paar Hügel weiter. Und zumindest den Teil finde ich höchst erfreulich. Aber sehen Sie selbst.

Schanigartenrepublik

Bis dahin reicht das Hoheitsgebiet der Repubblica die Perno – und das reicht für einen netten, schilfbeschatteten Schanigarten. Schilf und Sonne sorgen auch gleich für den optischen Soundtrack.

Foto: Harald Fidler

Kabeljau-Matsch

Grundguter Kabeljau-Gatsch (Merluzzo mantecato) mit Erbsen und Perlzwiebeln. Noch kein zwingender Anlass für einen Einbürgerungsantrag, aber definitiv kein Abreisegrund.

Foto: Harald Fidler

Gemüse-Tajarin

Der Wunderbare zeigte sich desinteressiert an den Tajarin mit Gemüsesauce. Ein Fehler, an den wir ihn noch lange erinnern werden. Dem ich verdanke, dass ich meinen Teigwarenspiegel unverhofft doch noch halten konnte. Denn...

Foto: Harald Fidler

Brennessel und Ricotta

Diese kühle Brennesselsuppe war mein Primo. Die grüne Creme gelang für sich schon ziemlich gut, herausragend und wunderbar wuchtig aber die Ricotta drin, laut Karte (und nach meiner rustikalen Übersetzung) von der Alm.

Foto: Harald Fidler

Agnolotti Integrale

Auch der Piemont-Klassiker Agnolotti al Plin hoch erfreulich – und ich stehe der Vollkornnudel nun wirklich sehr skeptisch gegenüber. Hier störte mich das Integrale ganz und gar nicht, und die Wunderbare war ohnehin hingerissen.

Foto: Harald Fidler

Hahnenklein

Ganz unklassisch pur und uncremig der nächste Klassiker: Finanziera – Hahnenkämme, und was sich sonst noch an elastischeren und anderen, heute eher selten am Mitteleuropäer erprobten Teilen des Tieres einkochen lässt. Etwas überraschend, aber keineswegs störend: schon wieder Perlzwieberln, wie schon beim Merluzzo.

Foto: Harald Fidler

Nach dem Hahn die Taube

Angenehm ungerührt nahm Frau Oberin zur Kenntnis, dass die Finanziera mein Primo sein soll, und ich danach noch gern die Taube hätte. Und ich würde kein Federvieh hier missen wollen: Recht durch für meinen Geschmack, sehr taubig, sehr gut.

Foto: Harald Fidler

Wunschgemäß durchgebrannt

Die Wunderbare mag nichts Rohes, bei mir macht sie freundlicherweise eine Ausnahme, und also orderten wir die Tagliata durchgebraten. Ich muss sagen: Für diese ganz und gar nicht artgerechte Haltung eine solide Leistung.

Foto: Harald Fidler

Panna Cotta, what else?

An dieser Stelle nun schnaufte die Wunderbare begeistert nach dem Antragsformular für die Staatsbürgerschaft in der Repubblica di Perno. Panna Cotta. Ich war zu langsam zum Kosten. Soll aber überzeugend gewesen sein. Wir warten auf die neuen Pässe.

Und bis sie zugestellt sind, bastle ich an der ersten von (versprochen!) nur zwei Bestenlisten für das Piemont mit Karte. Die – aus meiner Sicht – guten und die nicht ganz so begeisternden Wirtshäuser hab ich Ihnen ja schon aufgedrängt. (Harald Fidler, 7.6.2016)

Repubblica di Perno (Link)

Acht Gänge, Wein, Wasser, Kaffee: 125 Euro.

Foto: Harald Fidler