TV-Moderatorin Sylvana Simons wird im Netz wüst beschimpft.

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Dass auch in dem einst sprichwörtlich toleranten Land an der Nordsee in Windeseile rassistische Internetstürme aufziehen können, muss die Niederländerin Sylvana Simons (45) dieser Tage erfahren. Mitte Mai trat die bekannte TV-Moderatorin – ihre Eltern kamen mit ihr 1973 aus der einstigen Kolonie Surinam nach Amsterdam – einer neuen Partei namens Denk bei, die sich für Einwanderer einzusetzen verspricht. Tausende Facebook-Nutzer fordern seither ihre Abschiebung und beschimpfen sie derart derb, dass die Staatsanwaltschaft tätig wird.

Dabei ist Simons dar an gewöhnt, ihrer Hautfarbe und ihrer sozialen Herkunft wegen in die Defensive zu geraten. Mit 17 bricht sie die Schule ab, eine Friseurlehre scheitert wenig später ebenfalls. Mit Männern macht sie schlechte Erfahrungen, wird misshandelt, mit zwanzig ist sie schwanger. Ihr Sohn verbrüht sich mit heißem Wasser zwei Drittel seiner Haut, ihr Ex-Mann nimmt sich kurz darauf das Leben, einige Jahre später auch ihr Vater.

Erst in den 1990er-Jahren kehrt allmählich Stabilität in Simons’ Leben ein. In einer Amsterdamer Diskothek wird sie von der Tanzfläche weg für ihren ersten Job als VJ bei einem Musiksender engagiert. Bald zählt sie zu den bekanntesten TV-Gesichtern im Land – als eine der wenigen schwarzen Frauen.

"Bounty"

Als Simons, heute Mutter zweier Kinder, nach Jahren im seicht-fröhlichen Unterhaltungsfernsehen der Marke "Sexquiz on the Beach" schließlich eine Literatursendung moderiert, erntet sie neben dem Hohn des – weißen – Establishments auch Kritik von Migrantenverbänden: Sie sei eine "Bounty", eine schwarze Frau, die Weiße imitiert, heißt es. Je größer ihr Erfolg, desto stärker werde von ihr erwartet, den schwarzen Niederländern als Sprachrohr zu dienen, klagt sie damals. Mit ihren Ansichten weiß die Niederländerin, die mit sechzehn Halbgeschwistern aufgewachsen ist, aber auch diese mitunter zu vergrämen, etwa wenn sie die angeblich notorische Untreue schwarzer Männer moniert.

Selbst zum Ziel wird Simons 2014, als sie sich öffentlich gegen den "Zwarte Piet" ausspricht, jenen traditionell schwarz geschminkten Helfer des Nikolaus, der manchen als rassistisches Symbol gilt. "Von mir wurde schon immer Solidarität mit meinen Landsleuten gefordert", sagte sie einst in einem Interview. "Dabei ist Surinam für mich genauso weit weg wie für die meisten weißen Niederländer." (Florian Niederndorfer, 3.6.2016)