Rund 340.000 Menschen leben in Dadaab. Die Regierung begründet den Schritt mit der Bedrohung der nationalen Sicherheit, das UNHCR kritisiert die Maßnahme

Nairobi – Die kenianische Regierung hat die Schließung des größten Flüchtlingslagers der Welt in Dadaab im Osten des Landes bis spätestens November angekündigt. Es sei eine endgültige Entscheidung, sagte Innenminister Joseph Nkaissery am Dienstagabend. In Dadaab leben laut Uno mehr als 340.000 Menschen. (Zum Vergleich: Graz hat etwa 280.000 Einwohner.)

Die Regierung begründete ihre Entscheidung mit der Bedrohung der nationalen Sicherheit. Das Innenministerium befürchte, dass die somalische Terrormiliz Al-Shabaab in den Lagern aktiv sei. Die sunnitischen Extremisten wollen seit Jahren einen sogenannten Gottesstaat errichten. Kenia steht seit seiner Beteiligung an der Friedensmission der Afrikanischen Union in Somalia (Amisom) im Visier der Islamisten. Bei einem Anschlag auf das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi im September 2013 kamen 67 Menschen ums Leben, und bei einem Angriff auf das University College in Garissa im April 2015 gab es 148 Todesopfer. Beide Terrorattacken wurden von Al-Shabaab durchgeführt.

UNHCR: Nicht menschenwürdig

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) hat die Entscheidung scharf kritisiert. Das sei "nicht menschenwürdig" und "nicht praktisch umsetzbar", sagte UNHCR-Sprecher Duke Mwancha am Mittwoch. "Wir glauben nicht, dass eine Auflösung des Lagers in so kurzer Zeit menschenwürdig erfolgen kann."

Dadaab besteht seit mehr als 25 Jahren, seit dem Fall der Regierung von Siad Barre in Somalia. Mehr als 90 Prozent der dort untergebrachten Flüchtlinge stammen aus dem benachbarten Krisenstaat, zahlreiche Menschen sind dort geboren und aufgewachsen. In den mittlerweile fünf Camps gibt es Schulen, Krankenhäuser, Märkte und Viehauktionen. Viele Bewohner haben nach UN-Angaben die Herkunftsländer ihrer Eltern noch nie gesehen. (APA, red, 1.6.2016)

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