Frankfurt – Bei der Lufthansa müssen künftige Piloten ihre Ausbildung komplett selbst bezahlen. Der bisher vom Unternehmen getragene Anteil werde künftig nicht mehr geleistet, sagte ein Sprecher am Dienstag in Frankfurt. Es bestehe aber die Möglichkeit eines Volldarlehens.

Die Ausbildungskosten sollten dafür deutlich von jetzt rund 150.000 Euro auf unter 100.000 Euro gesenkt werden. Bisher hatte die Airline rund die Hälfte der Kosten übernommen.

Weiters will die AUA-Mutter Lufthansa gemäß einem Vorstandsbeschluss ihre über den Konzern verteilten Flugschulen zusammenfassen. Unter dem Dach der "European Flight Academy" (EFA) sollen die bestehenden Einrichtungen der Verkehrsfliegerschule in Bremen, des Airline Training Centers in Phoenix (Arizona), der Swiss Aviation Training sowie der Frankfurter Firma Pilot Training Network (PTN) neue Piloten über den Konzernbedarf hinaus ausbilden.

Die Lufthansa-Tochter AUA gab Dienstagnachmittag auf APA-Anfrage zunächst keine Stellungnahme zu den Plänen ab. Wegen Pilotenmangels musste die AUA im Juni 150 Flüge (Rotationen) streichen, betroffen sind vor allem Bundesländerflüge.

Die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit zeigte sich skeptisch, ob künftig noch höchste Anforderungen an die Flugschüler gestellt würden. Ein Sprecher verlangte vom Unternehmen detaillierte Informationen zur Auswahl und Ausbildung der künftigen Kollegen. Vorher könne das neue System nicht seriös bewertet werden.

Eine größere Rolle als bisher wird die Lufthansa-eigene kommerzielle Flugschule PTN in Frankfurt spielen, die bisher gegen Honorar konzernfremde Piloten ausbildet. Sie werde dem Standard der Lufthansa Group angepasst, kündigte das Unternehmen an. Für künftige Lufthansa-Piloten sollten die selben strengen Einstellungsvoraussetzungen gelten, wie sie für die Bremer Schule bisher durch einen Test des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gewährleistet wurden. Daneben könne es auch Flugschüler geben, die zwar die DLR-Kriterien erfüllen, aber nicht die darüber hinaus gehenden Anforderungen der Lufthansa.

Wegen des ungelösten Tarifkonflikts mit der Pilotengewerkschaft bei der Lufthansa-Mutter sollen bis auf Weiteres an der traditionsreichen Verkehrsfliegerschule Bremen keine neuen Lehrgänge beginnen. Das Unternehmen hat sich zwar zu dem Standort bekannt, soll dem Vernehmen nach aber mit der Kostenstruktur sehr unzufrieden sein. Neue Lehrgänge sollen daher zunächst an der Frankfurter PTN beginnen.

Lufthansa kündigte an, die Flugschüler bis zur Airline Transport Pilot Licence (ATPL) auszubilden. Damit könnten die Absolventen jederzeit auch bei anderen Airlines anfangen. Das ist den knapp 900 fast fertig ausgebildeten, aber noch nicht eingestellten Lufthansa-Flugschülern nicht möglich. Sie warten mit ihrer Multi Crew Pilot Licence (MPL) auf eine Anstellung bei der Lufthansa-Mutter, weil sie dort noch zusätzliche Flugerfahrung erlangen müssen.

Ihre Vertretung, der NFF-Rat, fürchtet um die kooperative Grundhaltung der Piloten untereinander. "Unklare Zukunftsperspektiven und finanzieller Druck lassen eine interne Konkurrenz entstehen, die gänzlich im Gegensatz zur gewohnten Sicherheits-Philosophie der Lufthansa stünde. Eine bedarfsunabhängige Schulung von Piloten über die allgemeine Nachfrage hinaus fördert zudem prekäre Arbeitsverhältnisse", teilten die Flugschüler mit. Es sei bedauerlich, dass Lufthansa Flugschulen als Kostenfaktor begreife, der auf Gewinn getrimmt werden müsse. (APA, 31.5.2016)