Konkurrenz beflügelt: Post-Chef Georg Pölzl.

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Wien – Banken tun es, Energieversorger und Telekommunikationsfirmen auch, Kreditkartenunternehmen sogar exzessiv: ihre Kunden beim Rechnungsempfang mit mehr oder weniger Nachdruck in den elektronischen Kanal zu zwingen. Das stößt Post-Chef Georg Pölzl sauer auf. Er meint: "Der Gesetzgeber sollte einschreiten."

Er sei in dieser Frage zwar parteiisch, weil die Post wegen des rückläufigen Briefgeschäfts mehr und mehr unter Druck gerate und die Zuwächse im Paketbereich diesen Einbruch nicht auffangen könnten; Rechnungen, die auf elektronischem statt postalischem Weg übermittelt werden, seien auch aus Konsumentenschutzsicht hinterfragenswert.

"Ich weiß, wovon ich spreche", sagte Pölzl, der viele Jahre an der Spitze des Handyanbieters T-Mobile gestanden hat. "Da geht es weniger um Versandkostenersparnis. Kunden, die ihre Rechnungen auf elektronischem Weg erhalten, sind gefügiger, unkritischer, rufen weniger oft an." Und sie verpassen öfters die Einspruchfristen.

Mit oder ohne Gesetzgeber – das Briefgeschäft, das noch immer 1,7 Milliarden Euro (inklusive Filialen) zu den 2,4 Milliarden Gesamtumsatz der Post beisteuert, sei im Schrumpfen begriffen. Das Post-Management rechnet mit drei bis fünf Prozent Volumensverlust pro Jahr, wobei man derzeit näher bei fünf als bei drei Prozent liege.

Mehr Produkte, mehr Effizienz

Das sei im Vergleich zu Ländern wie Dänemark, wo sich das Briefvolumen in den vergangenen fünf Jahren halbiert hat und im 1. Quartal 2016 um weitere 13 Prozent geschrumpft sei, noch erträglich. Mit neuen Produkten und mehr Effizienz versuche man gegenzusteuern, so Pölzl.

Volle Kraft voraus heiße es im Paketbereich, auch wenn der Wettbewerb dort nicht zuletzt durch den im Vorjahr erfolgten Markteintritt von DHL an Intensität zugenommen habe. Helfen soll auch ein elektronischer Marktplatz namens shöpping.at, mit dem die Post noch heuer in eine Pilotphase treten will. Diese Plattform soll insbesondere kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit bieten, ihre Produkte online verkaufen und von der Post verteilen zu lassen. Derzeit stammen 60 Prozent der in Österreich ausgelieferten Pakete aus dem Ausland, nur 40 Prozent aus dem Inland. Pölzl: "Der Österreich-Anteil ist deutlich steigerbar, glauben wir."

Aufgrund von Kollektivvertragserhöhungen bei Angestellten, Biennalsprüngen bei Beamten und dem rückläufigen Briefgeschäft müsse die Post jedes Jahr an die 70 Millionen Euro einsparen, um nicht an Ertragskraft zu verlieren. In Österreich hat die Post 13.350 Beschäftigte, im Ausland kommen noch 5600 dazu.

Die Verhandlungen über eine Aufstockung der Viertelbeteiligung am türkischen Paketzusteller Aras auf 75 Prozent laufen laut Pölzl auf Hochtouren und sollten bald unter Dach und Fach sein. Heuer erwarte man stabile Ergebnisse bei Umsatz und Ertrag. (stro, 30.5.2016)