Fortwährender Masseentzug über Milliarden Jahre hinweg hat den Charakter eines Sterns vollkommen verändert – bis er schließlich gar kein Stern mehr war.

Illustration: Rene Breton, University of Manchester

Southampton – Dass ein Himmelskörper in die "nächstniedrigere" Klasse kosmischer Objekte herabgestuft wird, ist vielen noch von der Causa Pluto in Erinnerung. Allerdings war es bei ihm ein rein formaler Akt, dass seine Karriere als Planet nach seiner Entdeckung im Jahr 1930 nur 76 Jahre dauerte – die Klasse der Zwergplaneten, der er nun angehört, wurde erst 2006 eigens definiert.

Es ist offenbar aber auch möglich, dass ein Himmelskörper tatsächlich die Klasse wechselt. Die University of Southampton berichtet von einem, der einmal ein Stern war und nun nur noch ein Brauner Zwerg ist. Braune Zwerge liegen zwischen den Kategorien Planet und Stern. Mit der 13-bis 75-fachen Jupitermasse liegen sie unter der Massengrenze für Wasserstofffusion, das Definitionsmerkmal eines Sterns, aber über der Grenze für Deuteriumfusion.

Unter die Grenze gerutscht

730 Lichtjahre von uns entfernt befindet sich ein Objekt, das diese Grenze passiert hat, berichten Forscher um Juan Venancio Hernández Santisteban von der Uni Southampton. Bei J1433 handelt es sich um ein binäres System, bestehend aus einem Weißen und einem Braunen Zwerg. Der Weiße Zwerg – ein Stern im sehr lange anhaltenden Endstadium, in das auch unsere Sonne einmal eintreten wird – wird dabei einmal alle 78 Minuten von einem Braunen Zwerg umkreist, der etwa die 60-fache Masse des Jupiter hat.

Der Weiße Zwerg entreißt seinem kleineren Begleiter fortwährend Masse – und dürfte das seit geraumer Zeit getan haben. Die Forscher schätzen, dass der Begleiter im Verlauf seiner Existenz an die 90 Prozent seiner Ursprungsmasse an seinen kannibalischen Partner verloren hat: Geboren als Stern, hat ihn dies schließlich zum Braunen Zwerg degradiert. (red, 5. 6. 2016)