Nach dem guten Jahresauftakt sieht sich Volkswagen auf Kurs, seine Ziele 2016 zu erfüllen.

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Hamburg – Volkswagen ist besser ins Jahr gestartet als angesichts des Abgasskandals erwartet. Der Betriebsgewinn ohne Sondereffekte sank im ersten Quartal auf 3,1 Milliarden Euro, wie der Konzern am Dienstag mitteilte. Damit schnitt Europas größter Autobauer deutlich besser ab als von Analysten erwartet, die den Wolfsburgern nur 2,7 Milliarden Euro zugetraut hatten. Einschließlich positiver Währungseffekte stieg das operative Ergebnis sogar leicht auf 3,4 Milliarden Euro von 3,3 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Im Schlussquartal 2015 hatte VW wegen des Dieselskandals nach Reuters-Berechnungen 7,4 Milliarden Euro operativen Verlust verbucht. "Wir sind mit unserem Start in das anspruchsvolle Jahr insgesamt zufrieden und haben unter schwierigen Bedingungen respektable Ergebnisse erwirtschaftet", erklärte Konzernchef Matthias Müller.

Die VW-Aktie brach nach der Mitteilung um bis zu vier Prozent im Kurs ein. "Das sind Gewinnmitnahmen", sagte ein Börsianer. Schließlich sei der Aktienkurs in den vergangenen beiden Monaten von 100 auf 130 Euro gestiegen. "Die Erwartungen waren sehr hoch", sagte Marktanalyst Heino Ruland vom Brokerhaus ICF.

Der Konzernumsatz schrumpfte um gut drei Prozent auf knapp 51 Milliarden Euro, was Volkswagen auf den gesunkenen Fahrzeugabsatz und negative Währungseffekte zurückführte. Die Kernmarke VW, die die Hauptlast der Abgasmanipulation trägt, kehrte nach einem operativen Verlust im Schlussquartal 2015 in die Gewinnzone zurück. Für den Zeitraum Januar bis März wies der Hersteller mit dem VW-Logo einen kleinen Betriebsgewinn von 73 Millionen Euro aus. Die operative Marge lag bei 0,3 Prozent. Damit trägt der Umbau durch Markenchef Herbert Diess nach Ansicht von Analysten erste Früchte. Gleichzeitig muss VW die Kosten für die Neuausrichtung stemmen.

Audi und Porsche als Ertragsstützen

Ertragsstützen des Konzerns waren abermals Audi und Porsche. Der Oberklassehersteller aus Ingolstadt kam im ersten Quartal auf einen Betriebsgewinn von 1,3 (1,4) Milliarden Euro. Porsche steigerte sich auf 895 (765) Millionen Euro. Die tschechische VW-Tochter Skoda glänzte mit einem operativen Gewinnplus von fast einem Drittel auf 315 Millionen Euro. Auch die spanische Schwester Seat steigerte sich, ihr operativer Gewinn kletterte auf 54 (33) Millionen Euro. Die Finanzierungs- und Leasingsparte trug 492 (403) Millionen Euro zum Betriebsgewinn bei.

Nach dem guten Jahresauftakt sieht sich Volkswagen auf Kurs, seine Ziele 2016 zu erfüllen. Das Management bekräftigte, der Umsatz solle um maximal fünf Prozent schrumpfen und die Rendite (Ebit-Marge) zwischen fünf und sechs Prozent liegen. Im vergangenen Jahr hatte der Wolfsburger Mehrmarkenkonzern wegen milliardenschwerer Rückstellungen für den Abgasskandal den größten Verlust in der Unternehmensgeschichte eingefahren. Das Unternehmen legte 16,2 Milliarden Euro zur Seite, um die Lasten von "Dieselgate" zu schultern.

Volkswagen hatte sich mit den US-Behörden im April auf Grundzüge eines Entschädigungsplans geeinigt, der unter anderem den Rückkauf von fast einer halben Million manipulierter Dieselautos vorsieht. Über Details wird noch verhandelt. Bezirksrichter Charles Breyer hat der US-Regierung und Volkswagen eine Frist bis zum 21. Juni gesetzt, um einen Kompromiss auszuarbeiten. (Reuters, 31.5.2016)