Michael Mandiberg wandelt Wikipedia in Buchform um.

Foto: http://printwikipedia.com/

In Berlin zeigt er nun, wie die deutschsprachige Wikipedia gedruckt aussehen würde.

Foto: Benjamin Busch

Wikipedia hat so manche gedruckte Lexika verdrängt. Anstatt Regalmeter zu füllen, benötigt die freie Enzyklopädie nur Speicherplatz im Internet. Ein US-amerikanischer Künstler wollte dennoch wissen, wie sich eine gedruckte Wikipedia im Wohnzimmer machen würde. Mit seinem Projekt "Print Wikipedia" hat sich Michael Mandiberg 2015 die englischsprachige Wikipedia vorgenommen. Bei der Ausstellung "Print Wikipedia: from Aachen to Zylinderdruckpresse" ist nun die deutsche Ausgabe dran.

14 Tage Uploadzeit

Aktuell zählt die deutschsprachige Wikipedia knapp über 1,94 Millionen Artikel. Alle ausgedruckt, würde dies 3.406 Bände ergeben. Der Künstler hat ein Script geschrieben, das sämtliche Artikel zu Buchlayouts umwandelt und in einzelne Bände sortiert. Den Source-Code hat Mandiberg auf Github veröffentlicht.

Die digitalen Versionen werden zum Print-on-Demand-Dienst Lulu.com hochgeladen. Allein der Upload benötigt 14 Tage. Der Prozess zeigt für Mandiberg die Kluft zwischen "gelebter und digitaler Zeitdimensionen", da die Artikel nach 14 Tagen schon wieder veraltet sein können. Der Upload wird auf Twitter unter @PrintWikipedia dokumentiert.

Für die Ausstellung werden allerdings nicht alle 3.406 Bücher, sondern nur einige exemplarische Bände tatsächlich ausgedruckt und gezeigt. Der Rest ist als Fototapete an den Wänden eines typischen Altbauzimmers dargestellt. Die Bände können über Lulu.com bestellt werden.

Eine Art der Datenvisualisierung

Mandiberg sieht darin nicht nur ein Kunstprojekt, sondern auch eine Form der Datenvisualisierung. "Wenn ich sage, dass die deutschsprachige Wikipedia so und so viele Gigabyte Daten umfasst, sagt dir das gar nichts. Aber wir verstehen, wie viele Informationen in einem Buch stecken", so Mandiberg zur "Süddeutschen Zeitung". (red, 30.5.2016)