Es beginnt mit Diskussionen über das Äußere, von Haar über Haut zu den Kleidungsstücken, Alter und Beziehungsstatus, und es endet mit dem herbeifantasierten Wunsch nach sexueller Gewalt. Der Mob unterscheidet nicht zwischen öffentlich und privat.

Nicht nur die Moderatorin Ingrid Thurnher hat damit Bekanntschaft machen müssen: Auch Wählerinnen von Van der Bellen waren in sozialen Medien betroffen. Die Täter: oft genug wütende, enttäuschte Männer. Dieses Phänomen hat man schon zuvor bei Pegida-Kritikerinnen, die der Kölner Silvesternacht zwar kritisch gegenüberstanden, sich aber der verallgemeinernden Hetze nach Köln nicht anschließen wollten, gut beobachten können.

Das Objekt Frau lässt sich zwischen Bedrohung und Schutztendenz bequem herumschieben. Dazwischen spielt sich eine Senkgrube an Entgleisungen unterschiedlicher Intensität ab. Eine Frau in der Öffentlichkeit ist offenbar immer noch ein sexualisiertes, je nach Wunsch auch zu missbrauchendes Objekt. Ihre freie Entscheidung wird anders kritisiert als die eines Mannes.

Die unbeabsichtigte Botschaft scheint zu lauten: Wir brauchen niemanden Fremden, der unsere Frauen schlecht behandelt, das erledigen wir schon selber. (Julya Rabinowich, 29.5.2016)