Huldigung der Bandbreite: Eleven und Elevinnen.

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Wien – Die Ballettakademie der Wiener Staatsoper unter Manuel Legris hat Eleven, für die sich viele gute Eigenschaften aufzählen ließen: talentiert, ambitioniert und, für die jüngsten, entzückend. In ihrer Ansprache während der Akademie-Matinee zu Fronleichnam im Haus am Ring fand Schulgeschäftsführerin Simona Noja-Nebyla allerdings ein Attribut, das nachdenklich macht: "brav".

Die Kinder und Jugendlichen traten in drei Stücken auf. Einmal, vor allem die jüngsten, in Peter Rilles Till Eulenspiegels lustige Streiche zur Musik von Richard Strauss (op. 28). Danach die fortgeschritteneren Schülerinnen in Michail Fokins weißem Ballett Chopiniana (aka Les Sylphides) in der Bearbeitung von Bella Ratchinskaia. Und zum Schluss gab's Rafael Avnikjans Tchaikovski Surprise. Da konnten einige der reiferen Schüler zeigen, was sie draufhaben.

Nett, aber viel zu brav

Rille, Ratchinskaia und Avnikjan unterrichten an der Akademie, und sie haben die echte Herausforderung gut bewältigt, möglichst alle auftreten zu lassen, die in der Schule an der Ballettstange lernen. Die Bandbreite des Unterrichts schien sichtbar zu werden. Doch an der Akademie gibt es auch das Fach "Contemporary". Dieser Matinee aber fehlte ein richtig zeitgenössisches Ballett.

Die Feiertagsmatinee der Wiener Ballettakademie war sicher richtig nett. Aber ganz noch sicherer auch viel zu brav und konservativ. Der Höflichkeitsapplaus des Publikums zum Schluss war sicher gemessen an dem, was die angehenden Ballerinen und Ballerinos an Qualität gezeigt haben, zu kurz. Vielleicht sollten sich Legris und Noja-Nebyla bei der Programmierung der nächsten Matinee einfach mehr trauen, ihre "Contemporary"-Lehrerinnen aktiv werden lassen und weniger auf Bravsein als vielmehr auf Wagnis setzen. Die Youngsters wären garantiert begeistert. (Helmut Ploebst, 27.5.2016)