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Auch das Lumia 950, das erste Flaggschiff mit vorinstalliertem Windows 10 Mobile, konnte keine Trendwende für das Ökosystem herbeiführen.

Foto: AP

Mit Windows Mobile 6 konnte man nicht mehr mithalten. Mit Kin legte man einen Bauchfleck hin. Windows Phone 7 schürte Hoffnungen, die zwei Generationen später nun geplatzt sind. Mit Windows 8 und Windows 10 hat der Konzern sich seine Vision von Windows auf allen Geräten zwar erfüllt, doch während man auf Laptops und Desktoprechnern seit Jahrzehnten dominiert, brennt es mobil lichterloh.

Letzter Akt des Nokia-Abenteuers

Daher hat man vor kurzem den letzten Akt des einst mit der Nokia-Übernahme begonnenen Abenteuers eingeleitet. Das eigene Smartphone-Geschäft wird beinahe vollständig zurückgebaut, 1.850 Arbeitsplätze werden abgebaut. Doch was bedeutet die Situation für Windows und seinen zukünftigen Erfolg?

Der neue CEO Satya Nadella forciert einerseits weiterhin die "Windows Everywhere"-Strategie, andererseits positioniert er Microsoft als Dienstleister und macht seine Services auch auf den Plattformen der Konkurrenten zugänglich. Weiterhin verspricht man "tolle neue Geräte", worauf sich Fans der Surface-Reihe freuen dürfen. Ob unter diesem Label nun auch ein Surface-Phone folgen wird, steht nach langem Gerüchten mittlerweile in Frage.

"What is dead may never die"

Offiziell tot ist das mobile Windows-Ökosystem nicht, mit 0,7 Prozent globalem Marktanteil sind die Aussichten allerdings nicht gerade rosig. Trotzdem schreibt Microsoft in einem klärenden Brief seinen Partnern, die Investitionen in Windows Phone seien "nicht gefährdet". Windows 10 Mobile wird weiter entwickelt und auch neue Smartphones aus eigenem Hause soll es irgendwann geben – allerdings längst nicht mehr in der großen Bandbreite, wie bisher.

Auch werden sie nicht mehr weltweit angeboten, sondern nur noch in Märkten, in denen man Kundschaft für Windows-Flaggschiffe verortet. Das sind die USA, Großbritannien, Irland, Deutschland, Österreich, Italien, Belgien, Finnland, Dänemark, die Niederlande, Spanien, Portugal, Schweden, die Schweiz und Australien. Aus Schwellenmärkten, auf denen man zu Beginn mit günstigen Lumia-Geräten noch Achtungserfolge erzielen konnte, zieht man sich zurück.

Dort sollen es Dritthersteller richten. Immer noch hofft Microsoft, dass hier Acer, Vaio, HP und Co. das Ökosystem ohne Lumia-Konkurrenz vorantreiben. Jedoch: Die Geschichte der Dritthersteller bei Windows Phone war bisher keine Geschichte großer Erfolge. Es steht zu befürchten, dass selbst bei Fokus auf Business-Devices der aktuelle Marktanteil die Risikobereitschaft bei den Partnern der Redmonder nicht gerade erhöhen wird. Und Windows Mobile folglich in einigen Ländern komplett von der Bildfläche verschwindet.

Aussichten

Das Surface Phone als Hoffnungsträger ist in der Schwebe. Vermutet wurde bisher, dass Microsoft versucht, ein Smartphone mit x86-Hardware umzusetzen. Derartige Pläne dürften jedoch durch den Rückzug von Intel aus dem Geschäft mit Smartphone-Chips nicht gerade erleichtert werden.

Ein kleines Surface-Tablet, argumentiert The Verge, könnte zu einer logischen Folge der bisherigen Entwicklung werden. Ein solches soll Microsoft bereit einst in Entwicklung gehabt, aber wenige Wochen vor der geplanten Vorstellung aufs Abstellgleis geschickt haben. Mittlerweile hat man allerdings mit Windows Ink eine gute Kombination aus Stifteinfabe und dazugehörigen Software-Features am Start. Auch ein Windows-Phablet im Stile eines Samsung Galaxy Note scheint vorstellbar.

Zeit für Realismus

Ob es ein solches Produkt geben wird, bleibt abzuwarten. "Der Traum ist großteils gescheitert", fasst The Verge die Situation zusammen. Microsoft müsse sich der Realität, in der "niemand wirklich Windows auf seinem Telefon braucht", stellen und den Weg als Dienstleister mit guten Software-Lösungen konsequent weitergehen. Nur so könne man mit dem mobilen Debakel abschließen. (gpi, 27.5.2016)